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Die in Schieflage geratenen EU-Länder Portugal, Spanien und Griechenland führen zu Verunsicherung. Die Angst vor Dominoeffekten steigt.

Foto: Reuters/Andrews

Wien - Die Sorgen um die Schuldenprobleme in der Eurozone belasten den Euro. Die Gemeinschaftswährung sank am Freitag auf 1,36 US-Dollar und hat damit das Niveau vom Mai 2009 erreicht. Das freut zwar Exporteure, weil dadurch ihre Waren außerhalb der Eurozone billiger werden. Importe - wie etwa in Dollar nominiertes Öl - werden aber teurer.

Kein Anlass zur Sorge

Heimische Experten sehen in dem schwächeren Euro noch keinen Anlass zur Sorge. Dass Griechenland jahrelang falsche Zahlen vorgelegt hat, "wirft zwar kein gutes Licht auf die Kontrollinstanzen der Europäischen Union" , sagt Wifo-Experte Franz Hahn. Griechenland sei aber ein Spezialfall, weil nicht davon auszugehen sei, dass auch andere Länder unrichtige Zahlen abgeliefert hätten. Zudem würde am Kapitalmarkt innerhalb der Eurozone klar zwischen den einzelnen Ländern differenziert und nicht "pauschal verurteilt, wie es etwa mit Osteuropa geschehen ist" , sagt Hahn zum Standard.

Für Bernhard Felderer, Chef des Instituts für höhere Studien (IHS), hat die aktuelle Stärke des Dollars noch einen anderen Grund: "Das Wirtschaftswachstum in den USA erholt sich schneller als erwartet. Das führt dazu, dass mehr Geld in die USA fließt, was den Dollar kurzfristig stärkt." Das zeige auch, "dass sich die Wirtschaft in Europa langsamer erholt" , so Felderer. Das griechische Defizit und die Tatsache, dass der Euro in den vergangenen drei Wochen mehr als fünf Prozent verloren hat, beunruhigen Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank, ebenfalls nicht. "Die Rückwirkungen auf den Wechselkurs sind minimal" , sagte Nowotny im Ö1-Mittagsjournal. Von einer Belastung der Gemeinschaftswährung durch Griechenland könne keine Rede sein.

Risikoaufschläge steigen

An den Finanzmärkten sieht die Sache freilich anders aus. Dort hat die Angst um die in Schieflage geratenen EU-Länder Portugal, Spanien und Griechenland in der Nacht auf Freitag neben Verkaufswellen auch zu erhöhten Risikoaufschlägen bei Kreditderivaten geführt. Auch der Renditeaufschlag im Vergleich zu zehnjährigen deutschen Staatsanleihen ist - teilweise dramatisch - gestiegen: in Portugal von 159 auf 173 Basispunkte (die Portugiesen kostet also ein Ein-Milliarden-Kredit 17,3 Mio. Euro mehr als die Deutschen), in Griechenland von 351 auf 368 Basispunkte. Angekurbelt wurden die Aufschläge von einer nur mäßig geglückten Platzierung einer Anleihe aus Portugal.

"Wie zu befürchten war, weitet sich die Angst vor Staatspleiten vom Dauerbrenner Griechenland zum Flächenbrand quer über die südliche Eurozone aus" , erklärt Gottfried Steindl, Experte der Raiffeisen Zentralbank. Zudem revidierte die spanische Regierung auch noch ihre Prognose zur Neuverschuldung nach oben.

Warum die Finanznot der Griechen weite Kreise ziehen könnte, erklärt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er hat ausgerechnet, dass Griechenland Wertpapiere für 290 Mrd. Euro ausstehen hat. Zwei Drittel der seit 2005 emittierten Anleihen habe das griechische Finanzministerium im Ausland abgesetzt, vor allem in den anderen EU-Staaten. Viele Politiker fürchten, dass ein Zahlungsausfall Griechenlands eine Kettenreaktion auslöst und die Währungsunion destabilisiert.

Zinsvorteil

Investoren preisen an der Börse zudem einen Zinsvorteil für den Euro wieder aus, von dem die Gemeinschaftswährung seit Frühjahr 2009 profitiert hatte. Denn in den USA liegt der Leitzins bei nahe null Prozent, in der Eurozone ist der Leitzins mit einem Prozent vergleichsweise hoch. Sollte der US-Arbeitsmarkt wie von vielen erhofft im Frühjahr einen Aufschwung signalisieren, könnte die US-Notenbank Fed doch als erste zur Normalität zurückkehren und die Zinsen erhöhen. Für den Euro könnte es dann noch weiter nach unten gehen. Die Börsen waren zu Wochenschluss ebenfalls auf Talfahrt. (Bettina Pfluger, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6./7.2.2010)