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Da hilft auch knalliger Wandschmuck wenig: Politisch ist Christine Marek bisher farblos geblieben.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Sie lacht viel und laut, plaudert gern und ist unkompliziert im Umgang - selbst politische Konkurrenten finden Christine Marek sympathisch. Die Empathiefähigkeit der Wiener VP-Chefin soll Teil der schwarzen Strategie für den Wahlkampf sein. Doch die Zeit drängt: Bis zum 10. Oktober kann Christine Marek nicht jedem Wiener die Hand schütteln. Viele würden sie wahrscheinlich gar nicht als Stadtpolitikerin identifizieren, denn als solche trat die Familienstaatssekretärin bisher kaum in Erscheinung. Da helfen alle bunten Outfits und auffälligen Accessoires nichts: Politisch ist Christine Marek bisher recht farblos geblieben.

Vor knapp drei Monaten kürte der Parteivorstand Marek zur Chefin der Wiener Schwarzen, Mitte März wird sie beim Landesparteitag offiziell gewählt. In den Wiener Wahlkampf mischte sich die Familienstaatssekretärin bisher kaum ein. Zuletzt kritisierte sie die Formulierungen in der von der SP beschlossenen Volksbefragung, eigene Inhalte präsentierte sie bisher allerdings keine. "Im Unterschied zu Herrn Strache werden wir nicht mit Parolen und Feindbildern arbeiten, sondern mit Konzepten und Visionen" , sagt Marek. Konkrete Beispiele will sie noch nicht nennen. "Abwarten - es geht darum, diese Stadt nachhaltig zum Positiven zu entwickeln."

Einen Schwerpunkt in der schwarzen Strategie soll jedenfalls das Thema Sicherheit darstellen. "Dass wir bei der Sicherheit - auch gefühlt - ein Problem haben, ist wohl unbestritten." Marek präsentiert sich zwar gern als liberal denkende Großstädterin, mit der gestrengen Innenministerin hat sie dennoch kein Problem. "Maria Fekter und ich haben jede ihren eigenen Stil und ihre eigene Sprache. In der Sache unterstütze ich sie aber voll."

Wunschressort Ordnungsamt

Sollte die SP im Herbst ihre Absolute verlieren, würde Marek gern in einer rot-schwarzen Koalition die Vizebürgermeisterin geben.Von den rathausinternen Gerüchten, dass dies längst ausgemachte Sache und die VP daher in Koalitionsverhandlungen ein Jausengegner sei, will sie naturgemäß nichts wissen. "Und es ist auch nichts schlimm daran, unterschätzt zu werden." Als Ressort kann sich Marek Wirtschaft oder "den Sicherheitsbereich" vorstellen. "Wir müssen darüber reden, ob es uns endlich gelingen kann, eine Art Ordnungsamt mit einem zuständigen Stadtrat zu haben."

Nach liberalem Gegenprogramm zur Bundespartei klingt das nicht gerade - ein Fehler, findet einer von Mareks Vorgängern, Erhard Busek: "In Sachen Law und Order kann man Strache nicht übertreffen." Viel wichtiger wäre es, sagt der ehemalige Chef der "Bunte Vögel" genannten VP-Truppe der 1980er-Jahre, punktuelle Themen zu setzen - etwa bei der Stadtgestaltung oder in der Integration. Auch den Umstand, dass von der Ernennung zur Parteichefin bis zu ihrer offiziellen Wahl einige Monate vergehen, hält Busek für problematisch. "Um auf die Themen richtig loszugehen, muss man offiziell im Amt bestätigt sein."

Sie sei zwar seit November im Wahlkampf, wollte aber "nicht von Anfang an in jedes Mikro beißen" , verteidigt sich Marek. Bisher habe sie hauptsächlich interne Gespräche geführt und zugehört. "Ich habe es immer so gehalten, dass ich etwas sorgfältig vorbereite und mir lieber mehr Zeit lasse."

2000 VP-Anhänger, davon 1000 stimmberechtigte Delegierte, sollen bei Mareks Wahl zur Parteichefin am 13. März in der Stadthalle dabei sein. In der Reihe ihrer Stellvertreter will sie ausgerechnet einen platzieren, der zwischenzeitlich selbst wie der schwarze Frontmann aussah: Harry Himmer galt bereits fix als Hahn-Nachfolger, bis sich Marek überraschend doch entschloss, die Stadtschwarzen zu übernehmen. Vor kaum drei Monaten noch Konkurrenten, jetzt ein Team? "Das kommt heraus, wenn man professionell arbeitet und ein gemeinsames Ziel hat. Auch wenn das vielleicht ein neuer Zugang in der Wiener VP ist."

Dass bei den Stadtschwarzen zumindest partiell ein neues Zeitalter angebrochen ist, zeigt auch der Umstand, dass sich ihre Chefin ohne Umschweife als Feministin bezeichnet: "Eh klar, immer schon." Ein Einzelfall? "Wir werden immer mehr." (Andrea Heigl/Martina Stemmer, DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.2.2010)