Am 2. März - der Jubel über Erfolge bei den XXI. Winterspielen in Vancouver wird kaum verhallt sein - steigt in Susa bei Turin die vierte Runde der prozessualen Aufarbeitung des österreichischen Olympiaskandals anlässlich der XX. Spiele 2006. Zehn aktuelle bzw. ehemalige Angehörige des Skiverbands (ÖSV), darunter Präsident Peter Schröcksnadel und Biathlon-Direktor Markus Gandler, stehen wegen Verstößen gegen Italiens Anti-Doping-Gesetze unter Anklage.
Die Anwälte des ÖSV sind zuversichtlich, dass es in Susa nicht zu Verurteilungen kommen wird. Das Gericht sei bisher sogar an der Übersetzung der Prozessunterlagen ins Italienische gescheitert. Für Schröcksnadel, als Vizepräsident ins Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) zurückgekehrt, legt ÖOC-Präsident Karl Stoss quasi die Hand ins Feuer. Er vertraue seinem Vize "voll und ganz, und ich setze da sicher auf das richtige Pferd" .
Für alle österreichischen Sportler in Vancouver legt niemand die Hand ins Feuer. Quartiere außerhalb der olympischen Dörfer hat das ÖOC nach den Turiner Erfahrungen nicht genehmigt. Jeder Nominierte ist nach Auskunft der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) seit Oktober des Vorjahres zumindest dreimal auf verbotene Substanzen getestet worden. Zusätzlich gab es einen verpflichtenden Anti-Doping-Workshop. So weit wie die Italiener, die ihre Athleten Verträge unterzeichnen ließen, in denen Geldstrafen von 100.000 Euro für Dopingvergehen festgeschrieben sind, ging man beim ÖOC aber nicht.
Dafür gibt es Goldmünzen für Medaillen. Wie viele davon zur Verteilung kommen, wagt offiziell niemand vorherzusagen. Mehr als zehn Medaillen wünscht sich Schröcksnadel. Die Chancen, dass der dreimalige Olympiasieger Toni Sailer als Österreichs erfolgreichster Wintersportler überflügelt wird, stehen nicht schlecht. Dem Skispringer Thomas Morgenstern, dem Kombinierer Felix Gottwald und dem Alpinen Benjamin Raich fehlt nur einmal Gold. (DER STANDARD Printausgabe 06.02.2010)