Ein Bezirksgericht als Fälscherwerkstatt, eine hochrangige Richterin unter Korruptionsverdacht: Vorarlberg hat einen handfesten Justizskandal. Der scheint aber über Westösterreich hinaus keinen zu interessieren. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft jedenfalls überlässt die Ermittlungen den Feldkircher und Innsbrucker Justizbehörden. Jenen, die seit Jahren nichts von den Malversationen bemerkt haben (wollen).

Über Jahrzehnte wurden am Bezirksgericht Dornbirn von Gerichtsbediensteten Testamente manipuliert. Die Gaunereien flogen erst vor neun Monaten auf, weil ein Notar stutzig wurde und eine junge Richterin das tat, was viele vor ihr versäumt hatten: Sie schaute genau hin und erstattete Anzeige. Und seither wird gemauert. Die Öffentlichkeit erfuhr erst ein halbes Jahr später durch die Verhaftung von drei Gerichtsbediensteten vom Betrug bei Gericht. Ein klarer Fall für die Korruptionsstaatsanwaltschaft, könnte man meinen. Getäuscht - für die Korruptionsbekämpfer in Wien ist Vorarlberg zu weit weg.

Seit der Skandal ruchbar wurde, kocht es in der Gerüchteküche: Die Öffentlichkeit erfahre nichts, weil Rechtsanwälte und Richter involviert seien. Nun bekommen die Gerüchte neue Nahrung: Es wird gegen die Vizepräsidentin des Landesgerichts ermittelt. Sie und Angehörige sollen von den Fälschungen profitiert haben. Also doch ein klarer Fall für die Korruptionsstaatsanwaltschaft, oder? (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe 8.2.2010)