Belgrad - Mihajlo Markovic, der Ideologe der vom damaligem serbischen Kommunisten- und Staatschef Slobodan Milosevic im Jahr 1990 gebildeten Sozialistischen Partei (SPS), ist am Wochenende in Belgrad gestorben. Der 1923 in Belgrad geborene Philosoph und einstige bekannte jugoslawische Dissident war bis 1995 einer der SPS-Vizevorsitzenden mit großem Einfluss auf die Politik von Milosevic.

Zur Trennung kam es nach dem Dayton-Friedensabkommen, mit dem Ende 1995 der dreijährige Bosnien-Krieg beendet wurde. Markovic wurde aus der Sozialistischen Partei ausgeschlossen, nicht zuletzt auch wegen öffentlicher Kritik an der neokommunistischen JUL-Partei von Milosevic' Gattin Mira Markovic.

Nach dem Sturz des Regimes von Milosevic unternahm Markovic im Jahr 2002 einen gescheiterten Versuch, in die Sozialistische Partei zurückzukehren.

Der Philosoph gehörte in den 60er Jahren zur Praxis-Gruppe, die jugoslawische Philosophen und Sozialwissenschaftler versammelte, die einen humanistischen, undogmatischen Marxismus vertraten. Sie waren Veranstalter der jährlich stattfindenden "Sommerschule" auf der kroatischen Insel Korcula und Herausgeber der Zeitschrift "Praxis". (APA)