"Schwierig" sei das, was man sich jetzt schon wieder von ihm wünscht, hört man Stefan Knüpfer seufzen. "Verrückt", sagt der Cheftechniker der österreichischen Niederlassung eines großen Klavierfabrikanten, seien seine eigenen Ideen, um diese Vorstellungen der Pianisten zu realisieren.
Dass die großen Stars an den Tasten auch selbst mitunter ein wenig verrückte Forderungen an ihn herantragen, würde ihm allerdings niemals über die Lippen kommen. Dazu ist Knüpfer viel zu zurückhaltend und den Göttern im Frack viel zu bedingungslos verpflichtet. Auch das Wort "neurotisch" schmettert er ab: "Stattdessen würde ich sagen - spezialisiert."
Im Film Pianomania wird Knüpfer jedenfalls mit den Wünschen der gegensätzlichsten Künstler konfrontiert: vom großen Alfred Brendel bei einem seiner letzten Auftritte bis zum schrillen Lang Lang, bei dem die Aufgabe des Klavierstimmers auch darin besteht, einen extra stabilen Hocker heranzuschleppen.
Vor allem aber begleitet die mehrfach preisgekrönte Dokumentation von Lilian Franck und Robert Cibis den Klaviertechniker bei Aufnahmesitzungen im Wiener Konzerthaus - beziehungsweise bei den langwierigen Vorbereitungen. Denn der französische Starpianist Pierre-Laurent Aimard hat für Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge extravagante Klangvorstellungen.
Und so beginnt Knüpfers Arbeit mehr als ein Jahr vor dem Aufnahmetermin, führt ihn an die Grenze der Verzweiflung, als der Pianist mit seinen mühseligen Vorbereitungen unzufrieden ist - und mündet darin, dass am Ende dennoch alle glücklich sind. (Daniel Ender, DER STANDARD/Printausgabe, 09.02.2010)