Teheran - Vor den Botschaften Italiens, Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande in Teheran haben nach Angaben von Diplomaten am Dienstag Protestdemonstrationen stattgefunden. Dutzende Milizionäre versuchten der italienischen Regierung zufolge, die Botschaft des Landes anzugreifen. Rund Hundert Mitglieder der regierungsnahen Bassiji hätten das Gebäude mit Steinen beworfen sowie "Tod Italien" und "Tod Berlusconi" gerufen, sagte Italiens Außenminister Franco Frattini am Dienstag vor dem Senat in Rom. Die iranische Polizei sei eingeschritten, um Schlimmeres zu verhindern.

Italien ist traditionell einer der wichtigsten europäischen Handelspartner der Islamischen Republik. Doch die engen Beziehungen Ministerpräsident Silvio Berlusconis zu Israel und der wachsende Druck im Atomstreit haben zu einem Einbruch der italienischen Investitionen im Iran geführt. Vergangene Woche hatte Berlusconi bei einem Besuch in Jerusalem die Unterstützung für Israel betont und "wirksame Sanktionen" gegen den Iran wegen dessen Atomprogramm verlangt. Zudem kündigte er an, die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran einzuschränken.

Die italienische Nachrichtenagentur ANSA meldete unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen, dass das iranische Außenministerium den italienischen Botschafter wegen der Äußerungen Berlusconis in Israel einbestellt habe. Die Regierung in Rom sagte die Teilnahme ihres Botschafters an den offiziellen Feiern zum 31. Jahrestag der Islamischen Revolution am 11. Februar ab.

Iranische Medien beschrieben den Vorfall als eine friedliche Demonstration radikaler Studenten. Sie forderten eine Rückstufung der Beziehungen zu Italien. Die Polizei hinderte einige Demonstranten daran, ein Straßenschild mit der Aufschrift "Rom-Straße" von der Mauer des Botschaftsgebäudes zu entfernen.

Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Kernenergie Atomwaffen zu entwickeln. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte monatelang dafür geworben, dass der Iran sein Uran im Ausland anreichern sollte. Am Dienstag begannen iranische Forscher auf Geheiß der Regierung indes demonstrativ selbst mit der Anreicherung. (APA/AFP/Reuters/apn/ANSA)