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Eine Matratze ist alles, was diesem Mann in Port-au-Prince geblieben ist - Viele andere haben nicht einmal mehr das - Von 1,9 Millionen Obdachlosen haben erst 272.000 eine Notunterkunft

Foto: Reuters/Alvarado

Port-au-Prince - Bei dem Erdbeben in Haiti könnten mehr Menschen ums Leben gekommen sein als beim Tsunami in Südasien im Jahr 2004. Die Regierung des Landes erhöhte am Dienstag die Opferzahl von 212.000 auf 230.000. Auch beim Tsunami kamen etwa so viele Menschen ums Leben.

Währenddessen warnt das UN-Kinderhilfswerk Unicef vor anhaltenden Kindesentführungen. Die Organisation will besonders Kindern helfen, die ihre Eltern verloren haben oder vermissen, sagte Unicef-Chefin Ann Veneman. So sollen Kinder Armbänder erhalten, um Zusammenführungen mit Verwandten zu erleichtern .

Unicef befürchtet, dass Minderjährige heimlich außer Landes gebracht und sie zu Kinderarbeit oder Prostitution gezwungen werden könnten. Auch illegale Adoptionen sollen verhindert werden. Schätzungen zufolge sind 45 Prozent der neun Millionen Haitianer unter 18 Jahren.

Überlebender nach vier Wochen geborgen

Vier Wochen nach dem Erdbeben in Haiti ist laut US-Medienberichten ein Überlebender aus den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes in Port-au-Prince geborgen worden. Der 28-jährige Mann sei stark ausgetrocknet und unterernährt, er habe überleben können, weil er unter den Trümmern mit Wasser versorgt worden sei. Verwandte hätten ihn schließlich bergen können und ihn zu einer von der Uniklinik Miami eingerichteten Notfallstation gebracht, berichtete CNN.

Zuletzt war am 27. Jänner eine 16-Jährige Haitianerin von einem französischen Rettungsteam lebend aus den Trümmern eines eingestürzten Wohnhauses in Port-au-Prince geborgen worden. Nach Schätzungen der haitianischen Regierung kamen bei dem Beben der Magnitude 7,0 mehr als 200.000 Menschen ums Leben. Erst 272.000 von 1,9 Millionen Obdachlosen haben bisher eine provisorische Unterkunft etwa in Zelten gefunden, teilte am Dienstag Elisabeth Byrs vom UN-Koordinationsbüro für humanitäre Hilfe (OCHA) in Genf mit.

Äußerst prekär sind auch nach wie vor auch die sanitären Verhältnisse. So werden allein in Port-au-Prince etwa 18.000 Latrinen für 900.000 Menschen benötigt. Derzeit stehen davon aber nur knapp fünf Prozent zur Verfügung. Kinder sind besonders gefährdet, sich bei den unhygienischen Bedingungen zu infizieren. Die Zahl der auf Haiti eintreffenden Hilfsflüge hat sich nach OCHA-Angaben auf 74 am Tag eingependelt. Zuvor waren es in Stoßzeiten bis zu 160 am Tag gewesen. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 10.2.2010)