Wien - Im bisherigen Verlauf des Irakkriegs habe es keinerlei Verletzungen des österreichischen Luftraums durch Flugzeuge der Alliierten gegeben. Dies sagte der Leiter der Einsatzführung im Kommando Luftstreitkräfte, Oberstleutnant Wolfgang Luttenberger, am Dienstag bei einem Pressegespräch des Verteidigungsministeriums in Wien. Wäre es zu Luftraumverletzungen gekommen, so hätte dies die österreichische Flugaufklärung mit einem neuen Radar mit besonders großer Reichweite zweifelsfrei feststellen können, so Luttenberger. Amerikaner und Briten seien offenkundig bestrebt, keine diplomatischen Komplikationen mit einem neutralen Land heraufzubeschwören.

Oberst Walter Feichtinger, Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement, sagte in seiner Einschätzung des Kriegsverlaufs, er glaube, dass die Auseinandersetzung "den Kulminationspunkt überschritten habe". Saddam habe keine Möglichkeit mehr, das militärische Geschehen zu seinen Gunsten zu entscheiden. Auch Bagdad bilde kein Hindernis mehr für einen alliierten Sieg, allenfalls könnte der "Aufenthaltspreis" für die Alliierten noch höher werden.

Im Stimmungshoch

Eine Gruppe disziplinierter Verteidiger könnte zwar da^rauf hinarbeiten, den Feind auf ihr Gebiet vorzulocken und ihn erst dann massiv angreifen, doch ob die Republikanischen Garden dazu noch imstande seien, sei eine offene Frage. Verschiedene Bevölkerungszentren in Bagdad seien noch nicht eingenommen worden, aber hier laste kein Zeitdruck auf den Alliierten.

Es sei auch nicht auszuschließen, dass Saddam im letzten Moment noch Massenvernichtungswaffen einsetze. Das wäre dann aber in Feichtingers Einschätzung nur noch ein "politischer Verzweiflungsakt" ohne jeglichen militärischen Sinn.

Auf die "bizarre Frage", wie sich denn Saddam unter den derzeitigen Umständen fühle, gab Feichtinger eine "bizarre Antwort": Er habe dazu keine Informationen aus erster Hand, doch im Gespräch mit einem Psychoanalytiker habe er sich unlängst erklären lassen, dass Saddam ein klassischer Narziss sei. Es sei durchaus möglich, dass er sich in einem Stimmungshoch befinde und nur darauf warte, als "Held" zu sterben. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.4.2003, win)