Das Interface von Google Buzz wurde direkt in GMail eingebaut. Wer das Service nach dem Ausprobieren nicht mehr will, kann Buzz übrigens mit einem Klick am unteren Ende der GMail-Seite deaktivieren. Da dabei aber die Follower/Following-Liste nicht gelöscht werden, will Google in Kürze ein vollständiges Löschen aller Buzz-Daten über die GMail-Einstellungen erlauben.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Buzz nutzt die "Google Profile"-Seite um aktuelle Nachrichten öffentlich zu machen, sicherlich eine starke Aufwertung für das schon einige Zeit existierende Service.

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Wer seine "Follower" und "Following"-Informationen lieber privat halten will, kann dies bei den "Google Profile"-Einstellungen festlegen.

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Nicht alles läuft schon vollkommen rund, von Zeit zu Zeit gibt es beim Versuch einen Kommentar zu posten noch eine Fehlermeldung. Sehr nett gemacht hingegen die Bilder-Integration.

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Auch Youtube-Videos werden bei Buzz dirket eingebettet.

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Das mobile Interface wirkt sehr durchdacht und stiehlt dem Web-Client beinahe etwas die Show.

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Dank Geolokalisierung lassen sich auch Buzzes aus der Umgebung anzeigen, dies funktioniert auch ohne eingeloggt zu sein / Buzz aktiv zu nutzen.

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Vor dem Abschicken der ersten Nachricht muss der Erstellung der "Google Profile"-Seite zugestimmt werden.

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Das mobile Google Maps bietet nun einen eigenen Buzz-Layer der aktuelle Nachrichten samt ihrem Herkunftsort auf der Karte einblendet.

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Zu einzelnen Nachrichten oder Orten können auch hier komfortabel Kommentare abgegeben werden.

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So sehr sich Google auch bemüht, praktisch alle Bereiche des Online-Lebens mit eigenen Services abzudecken, in einem entscheidenden Wachstumsbereich der letzten Jahre konnte man sich nie so recht etablieren: Während Facebook und Twitter zwischenzeitlich eine erkleckliche Summe an NutzerInnen angesammelt haben, erwiesen sich Googles Bemühungen rund um die Etablierung eigener "sozialer Netzwerke" bislang als begrenzt erfolgreich. So fristet etwa "Orkut" bis heute ein Nischendasein, von einzelnen lokalen Ausnahmen - etwa in Brasilien - einmal abgesehen.

Zusammenarbeit

Die für Googles Suchgeschäft relevante Stärke von sozialen Netzen, die Unmittelbarkeit und hohe Aktualität der Informationen, versucht man sich denn auch bislang über Kooperationen mit anderen Unternehmen zunutze zu machen. So werden etwa Tweets seit einigen Wochen in die Suchergebnisse von Google einbezogen.

Neustart

Freilich gibt sich ein Unternehmen wie Google nicht so einfach geschlagen, "Google Buzz" nennt sich der Neuzugang im Portfolio des Softwareherstellers, der seit wenigen Tagen frei genutzt werden kann. Schon im Vorfeld von den Medien als "Twitter-Killer" tituliert, kamen nach nach der Vorstellung schnell nicht weniger erwartungsvolle Bezeichnungen wie "Googles Facebook" hinzu, manche wollen darin einen simplen FriendFeed-Nachbau erkannt haben, andere ein abgespecktes Google Wave. In all dem steckt durchaus eine Prise Wahrheit, und doch wird Google Buzz als Ganzes mit keinem der Begriff zutreffend beschrieben.

Anfänge

Im Kern ist "Buzz" zunächst einfach mal nur ein Service, das Informationen aus verschiedensten Quellen zusammenführt und mit klassischen sozialen Komponenten wie Sharing, Kommentaren und dem Management eines Freundeskreises versieht. Dazu kommt dann noch die Möglichkeit eigene Buzz-Beiträge zu verfassen und mit Zusatzinformationen wie Bilder oder Videos zu versehen.

GMail

Um nicht vollständig von Null beginnen zu müssen, hat sich Google eines besonderen Tricks bedient: Das Web-Interface von Buzz wurde einfach bei GMail angefügt, wer in den letzten Tagen auf die eigene Mailbox zugegriffen hat, sollte einen entsprechenden Hinweis auf das neue Angebot bekommen haben. Der entscheidende Vorteil durch diesen Ansatz lässt sich in einer simplen Zahl festhalten: 176 Millionen NutzerInnen hat GMail momentan, so sehen es zumindest die aktuellsten Statistiken von ComScore. All diese sind nun automatisch auch potentielle Buzz-NutzerInnen, ganz ohne Neuanmeldung können sie in das soziale Netzwerk hineinschnuppern und mit dessen Möglichkeiten experimentieren - oder eben auch nicht. Viele werden dies insofern wohl mal zunächst als einfache Erweiterung der GMail-Funktionen begreifen, ein geschickter Schachzug von Google.

Gefährlicher Automatismus

Freilich einer, der auch eine massive Privacy-Problematik mit sich bringt, und so gleich einen wirklich unnötigen Fehlstart für Google Buzz produziert hat. Ähnlich wie bei Facebook und Twitter gibt es auch bei Buzz ein "Follower" und "Following"-Konzept, also Listen von Leuten die die eigenen Nachrichten lesen bzw. deren Mitteilung man selbst abonniert hat. Um hier nicht erst mühsam manuell einen Freundeskreis aufbauen zu müssen, bedient man sich bei Google wie gewohnt einer technischen Lösung: Sowohl "Followers" als auch "Following" werden zum Start automatisch aus  den eigenen GMail-Kontakten . bzw. den Personen mit denen man gemailt hat - erstellt.

Problematik

Ein Ansatz, der aus Privatsphärenperspektive gleich in mehrfacher Hinsicht hochproblematisch ist, wird hier doch der bislang geheime "soziale Graph" so mir-nichts-dir-nichts in die Öffentlichkeit gezerrt. Heißt: Von Haus aus ist die "Follower" und "Following"-Liste für alle offen einsehbar - womit wohl auch oft soziale Zusammenhänge offenbart werden, die ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit gedacht werden.

Profil

Schlagend wird diese Problematik, wenn man zum ersten Mal einen eigenen Buzz-Beitrag erstellen will, bevor dies möglich ist, verlangt das Service nämlich die Erstellung einer öffentlich einsehbaren "Google Profile"-Seite, auf der dann eben nicht nur die eigenen "Buzzes" sondern auch die Kontaktlisten aufscheinen. Immerhin hat Google mittlerweile auf die umgehend formulierte, scharfe Kritik daran, dass es dabei viel zu einfach passiert, unabsichtlich private Zusammenhänge zu offenbaren, reagiert und weist deutlich auf die Möglichkeit die öffentliche Anzeige von "Follower" und "Following" zu deaktivieren hin.

Nachbessern

So nützlich der Automatismus für den anfänglichen Aufbau eines Freundeskreises auch sein mag, in Privacy-Fragen gibt es bei Google Buzz also noch einigen Verbesserungsbedarf, dies wohl wissend, dass soziale Netzwerke in dieser Hinsicht schon vom Ansatz her immer problematisch sind. Aber: Es ist ein entscheidender Unterschied, ob man sich selbst dazu entscheidet Informationen über die eigene Person mit der Öffentlichkeit zu teilen, oder ob dies ein Algorithmus - von vielen wohl unbemerkt - für einen erledigt.

Mischung

Dazu kommt noch, dass viele NutzerInnen wohl ein und den selben GMail-Account für unterschiedliche Nutzungssphären verwenden, also Privates und Berufliches vermischen. Dabei ist es eher zweifelhaft, ob wirklich alle wollen, dass GeschäftspartnerInnen oder Vorgesetzte mit der Nase direkt auf die eigenen Partybilder gedrückt werden. Wer hier unsicher ist, sollte also beim Einrichten von Buzz, die unerwünschten Followers gezielt "blocken". Immerhin will Google hier in Kürze weitere Verbesserungen vornehmen, und statt Kontakte selbsttätig  einzurichten, diese bei der ersten Anmeldung nur mehr automatisch vorschlagen - die NutzerInnen müssen die Aufnahme in die Listen also zumindest explizit bestätigen. Wer bei der Einrichtung aufpasst, läuft künftig also wohl wesentlich weniger oft Gefahr hier unabsichtlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Zusammenhänge zu offenbaren.

Profile

Aber auch die Google Profile-Seiten hat durchaus ihre Tücken: Denn deren URL wird entweder in Form einer nichts sagenden Zahlenkombination oder anhand der eigenen Mail-Adresse erstellt. Letzteres ist freilich geradezu eine Einladung für SpammerInnen, um hieraus verifzierte Adressen abzugreifen, also lieber doch die Zahlenkombi wählen.

Funktion

Doch kehren wir zur konkreten Implementation zurück: Wer sich für Buzz entschieden hat, findet im GMail-Interface künftig einen neuen Eintrag, dieser ist direkt unterhalb der Inbox angebracht. Wer darauf klickt findet ein wohl bewusst - relativ - reduziert gehaltenes Interface. Eine Eingabebox lockt zum Verfassen eigener Beiträge, darunter werden dann die aktuellen Buzzes von jenen Personen angezeigt, denen man folgt, über eine Suchbox lässt sich zusätzlich in öffentlichen Buzzes nach interessanten Meldungen stöbern.

Nachrichten

Die Länge der eigenen Nachrichten ist dabei nicht begrenzt, wer will kann also durchaus auch längere Texte verfassen, die sich zusätzlich mit Links, Bildern und Videos anreichern lassen. Wie auch bei Google Wave werden diese direkt innerhalb der Nachricht angezeigt, Youtube Videos lassen sich also von hier aus abspielen, Bilder werden in eine Vorschau präsentiert - über einen Klick gibt es dann die Vollversion in einem semitransparenten Overlay. Nett auch die Möglichkeit Beiträge wahlweise öffentlich zu posten  oder sie auch nur gezielt einem bestimmten Personenkreis zugänglich zu machen. Für solche privaten Nachrichten nutzt man die Gruppenfunktionen des Google Adressbuches. Öffentliche Buzzes landen hingegen umgehend im Google-Index, wohl auch ein weiteres Steinchen auf dem Weg zur "Echtzeit-Suchmaschine". Wer will kann die eigenen Beiträge übrigens auch nachträglich noch verändern oder löschen, ein durchaus erfreuliches Feature, das aber wohl auch so seine Tücken haben könnte.

Relevanz

Beiträge anderer NutzerInnen lassen sich mit Kommentaren versehen und favorisieren, so weit nichts ungewöhnliches im Vergleich zu ähnlichen Services. Google nutzt diese Infos aber auch, um eine der eigenen Stärken auszuspielen: Das Kategorisieren und die Aufarbeitung von Informationen. So lernt Buzz mit der Zeit, was die NutzerInnen interessiert und stellt die tatsächlich relevanten Beiträge in den Vordergrund, zusätzlich werden auf Basis dieser Daten Empfehlungen über nicht abonnierte - aber eventuell interessante - Beiträge geliefert. Auf diese Weise will man helfen den alltäglichen Informationswust in Zaum zu halten und die Nachrichtenüberforderung zu minimieren. Ob dieses anspruchsvolle Vorhaben tatsächlich gelingt, wird sich wohl erst nach einer längeren Periode der Buzz-Nutzung seriös sagen lassen.

Message Spam

Diesem Vorhaben weniger zuträglich ist hingegen eine andere Funktion: Antworten auf einen eigenen Beitrag oder Kommentare landen automatisch in der GMail-Inbox. Zwar werden dabei einzelne Diskussion-Threads auch jeweils nur in einem Mail zusammengefasst, trotzdem wird diese Funktion wohl von vielen als unnötiger Spam betrachtet werden, der die Inbox zumüllt - sind die gleichen Infos doch ohnehin schon in der Buzz-Ansicht einsehbar. Eine Einstellung, um dieses Verhalten zu deaktivieren, wäre also wünschenswert. Immerhin ist es aber schon jetzt möglich einzelne Konversation gezielt "lautlos" zu schalten.

Replies

Solche in der Inbox landenden Replies lassen sich übrigens auch gezielt an einzelne NutzerInnen richten, die an Twitter angelehnte Schreibweise @name@gmail.com weist - durch die zwingende Integration des Domain-Namens - schon darauf hin, dass hier bereits ein eventuell kommender Austausch mit anderen Mail-Services mitgedacht ist. Weiters: Kommentare unter eigenen Beiträgen können sowohl einzeln gelöscht als auch als Spam gemeldet werden.

Einbeziehen

Neben direkt in der GMail-Oberfläche erstellten Nachrichten kann Buzz Informationen von diversen anderen Quellen übernehmen, so werden etwa beim Google Reader gesharete Beiträge auf Wunsch auch hier präsentiert. Die zum Start noch  automatisch vorgenommene Anbindung will Google nach Privacy-Kritik wieder deaktivieren. Leider gibt es bislang aber keine Möglichkeit einzelne Beiträge gezielt öffentlich oder privat zu sharen, dies lässt sich beim Reader derzeit nur für alle Beiträge gemeinsam umstellen.

Twitter

Eine solche Anbindung funktioniert ebenso mit neu geposteten Bildern auf Flickr oder Picasa bzw. mit frisch hochgeladenen YouTube-Videos. Wer will kann auch die Nachrichten von einem Twitter-Account weiterleiten lassen, diese Funktionalität leidet derzeit allerdings noch unter eine erheblichen Verzögerung zwischen dem Erstellen eines Tweets und dessen Aufscheinen in Buzz. In die umgekehrte Richtung ist dies derzeit noch nicht möglich, also etwa Buzz-Nachrichten auch automatisch an Twitter zu senden. Auffällig ist außerdem, dass Google zwar auch so manches Nicht-Google-Service unterstützt, ein entscheidendes hier derzeit aber fehlt: Facebook.

Live

Aktuelle Nachrichten werden bei Buzz umgehend angezeigt, ein Reload der Seite ist dafür also nicht nötig. Zumindest theoretisch, im Test funktionierte dies nicht immer zuverlässig, das darf aber wohl getrost unter dem Kapitel "Kinderkrankheiten" verbucht werden. Äußerst nützlich hingegen, dass sich Buzz vorzüglich mit Tastatur-Shortcuts steuern lässt, GMail-NutzerInnen werden sich freuen, dass diese mit den bisher schon verwendeten Kommandos weitgehend ident sind. Wer sich hier unsicher ist: Ein Liste aller verfügbaren Shortcuts kann mit der Taste "?" aufgerufen werden.

Feinschliff

Wünschenswert wären noch gezieltere Eingriffsmöglichkeiten, also etwa wenn man von einzelnen Personen zwar deren direkte Buzz-Einträge aber nicht auch noch alle Tweets beziehen will. Prinzipiell stellt sich außerdem die Frage, ob das GMail-Interface tatsächlich der richtige Ort für die Nutzung von Buzz ist, mit einem unabhängigen Ort könnte man das UI des Services wesentlich einfacher gestalten.

Mobiles

Wie dies aussehen könnte, zeigt sich an anderer Stelle: Für Smartphones gibt es nämlich sehr wohl bereits ein eigenes Buzz-Interface, und noch dazu eines, das wirklich gelungen ist. Wer mit einem der unterstützten Geräte auf buzz.google.com geht, kann von hier aus nicht nur den eigenen Infostream beobachen sondern auch neue Nachrichten erstellen. Doch eigentlich ist das mobile Buzz fast schon ein vollständig anderes Service, steht hier doch das Thema Geolocation ganz im Vordergrund. Denn Nachrichten werden hier von Haus aus mit dem aktuellen Aufenthaltsort versehen, etwas das zwar aus Privacy-Sicht ebenfalls reichlich problematisch ist, zumindest macht es Google hier aber recht einfach das Versenden dieser Information auch zu deaktivieren.

Zuordnung

Wenn man sich doch zum Teilen dieser Information entscheidet, steht eine Liste mit bekannten Lokalen und Geschäften in der Umgebung zur Verfügung, so kann man denn etwa eine exakte Zuordnung zu einem Restaurant vornehmen, anstatt eine schnöde GPS-Position zu liefern. Zusätzlich lassen sich Nachrichten auch mit ganz anderen Orten verbinden, als jenem an dem man sich gerade befindet. So kann dann etwa eine Restaurantkritik noch leicht nachträglich vom heimischen Sofa aus vorgenommen werden, zumindest theoretisch: In unseren Tests funktionierte das Posten von Beiträgen mit gezielt ausgewähltem Ort zumindest über den mobilen Web-Client schlicht (noch) nicht. Trotzdem war dies wohl jener Punkt der Google-Präsentation von Buzz, an dem man bei Yelp und Co. gesteigert nervös geworden ist, tritt Google hier doch in direkte Konkurrenz.

Nearby

Die Gelokalisierungsinformationen - auf die derzeit übrigens nur Browser unter iPhone OS 3.0+ und Android 2.0+ zugreifen können - nutzt der mobile Web-Client zusätzlich, um aktuelle Buzz-Mitteilungen aus der eigenen Umgebung zu präsentieren. Schon jetzt sind dies wesentlich mehr als etwa bei Twitter, denn auch wenn das letztere Service derzeit von wesentlich mehr Personen genutzt wird, sind doch nach einer aktuellen Statistik lediglich 0,23 Prozent der Tweets mit einem Ort versehen. Zugriff auf die Buzz-Nachrichten aus der Umgebung haben übrigens alle, die "Nearby"-Funktion ist auch ohne Google-Anmeldung verfügbar.

Blickpunkt

Ob man in so einem Service eine Gefahr oder eine Bereicherung sieht, hängt wohl auch vom eigenen Blickpunkt ab, es gibt ja auch einerseits Leute, die keine Problem damit haben, dass ihre Wohnadresse für alle einsichtig im Telefonbuch aufscheint und andererseits jene, denen bei der bloßen Vorstellung ein kalter Schauer über den Rücken läuft. In dieser Hinsicht hilfreich wäre jedenfalls, wenn es Google - zumindest als Option - ermöglichen würde den eigenen Aufenthaltsort "ungenau" anzugeben, also Nachrichten nur mit einem Stadtnamen zu versehen aber nicht mit der exakten GPS-Position. Ganz allgemein sei allen Buzz-NutzerInnen dazu geraten, sich einmal in Ruhe zu überlegen, wie weit sie tatsächlich ihren Standort preisgeben wollen. Schlussendlich geht es bei solchen Fragen immer um eine verantwortungsvolle und vor allem selbstbestimmte Nutzung von Technologie - so weit es eben geht.

Google Maps

Zusätzlich zum eigenen Web-Client gibt es in den Smartphone-Welt aber noch einen zweiten Zugriffsweg auf die Buzz-Informationen: Auf der mobilen Version von Google Maps werden die aktuellen Nachrichten mittels eines eigenen Layers übersichtlich auf einer Karte präsentiert. Zusätzlich können einzelne Orte hier auch einfach angewählt und dazu ein Kommentar verfasst werden. Am komfortabelsten geht all dies wohl unter Android mit der parallel zur Veröffentlichung von Buzz vorgestellten Google-Maps-4.0-Anwendung. Einen weiteren Android-Bonus gibt es derzeit nur für Geräte mit US/UK-Firmware, hier kann ein Buzz im Suchfeld sogar per Sprachsteuerung angesagt werden.

Unterschiede

Bei dieser gelungenen mobilen Google-Maps-Integration verwundert denn aber um so mehr, dass beim "normalen" Web-Client jede Spur einer ähnlichen Funktion vollkommen fehlt, weder gibt es hier einen Buzz-Layer für Google Maps, noch können Nachrichten einem bestimmten Ort zugeordnet werden. Auch im GMail-Interface kommt Geolokalisierung nur bei Buzzes von mobilen NutzerInnen vor - als Information aber nicht um von hier aus selbst einen Ort anzufügen. Angesichts dessen, dass mittlerweile auch zahlreiche Desktop-Browser das HTML5-Geolocation-API unterstützen etwas überraschend, für Kommentare zu einer ausgewählten Örtlichkeit wäre außerdem ja nicht mal diese Voraussetzung vonnöten.

Realisierung

Uneingeschränkte Pluspunkte verdient Google für die technische Realisierung von Buzz: Alles ist hier mit offenen Web-APIs implementiert, konkret nutzt man Atom, Activity Streams, MediaRSS und PubSubHubbub. Ein Punkt mit dem man sich etwa massiv vom stark abgeschotteten Facebook abhebt, die Entwicklung von vollständig unabhängigen Clients ist also wohl nur ein Frage der Zeit. Interessant auch, dass Google bereits eine Enterprise-Version von Buzz angekündigt hat, die noch in diesem Jahr verfügbar sein soll, dann wohl primär zur internen Unternehmens-Kommunikation. Welchen konkreten Nutzen diese dann bieten wird, muss sich allerdings erst herauskristallisieren, sind die kommerziellen Google Apps doch aus Sicherheitsbedenken wesentlich stärker abgetrennt als die Community-Versionen. So ist hier etwa bislang kein Picasa verfügbar, Einschränkungen, die die "Lebendigkeit" von Buzz erheblich reduzieren könnten.

Fazit

Eines ist klar: Mit Google Buzz erfindet der Softwarehersteller die Welt der sozialen Netzwerke keineswegs neu, statt dessen führt man diverse Aspekte unterschiedlichster Services zusammen. Ein wirkliches "Killer-Feature" hat man dabei bislang allerdings nicht zu bieten, allerdings hat Google ja auch beim Launch bereits verlauten lassen, dass der aktuelle Stand von Buzz nur ein erster Schritt ist und hier noch massiv in weitere Innovationen investiert werden soll. Dazu kommt: Ob - und wenn ja, mit welcher Art der Nutzung - Buzz erfolgreich sein wird, hängt schlussendlich von den NutzerInnen selbst ab, auch andere soziale Netzwerke waren nur selten exakt so konzipiert, wie sie dann verwendet wurden.

Privacy-Warnung

Ein absoluter Negativpunkt ist allerdings die Sorglosigkeit mit der hier zum Teil mit der Privacy-Problematik umgegangen wird. Zwar lässt sich so mancher Missstand manuell nachbessern, aber angesichts all der "Datenkraken"-Animositäten, die dem Unternehmen in letzter Zeit ohnehin schon in immer steigendem Ausmaß entgegenschlagen, sind die aktuellen Default-Einstellungen von Buzz keine sonderlich weise Entscheidung. Immerhin ist es auch ohne negative öffentliche Stimmung schon schwer genug ein soziales Netzwerke aufzubauen, wenn man dabei - zumindest mittelfristig - gegen jemanden wie Facebook mit seinen 400 Millionen NutzerInnen antreten muss.

Ausblick

Die GMail-Basis ist dabei sicher ein geschickter Schachzug, um eine relevante Ausgangsbasis für Google Buzz zu schaffen, trotzdem wird der weitere Weg für das Service wohl ein steiniger sein. Eine Stärke ist sicher Googles offene Herangehensweise, sprich die neutrale - und offensive - Einbindung von Services anderer Hersteller sowie die offenen APIs. Um auf Dauer wirklich in relevantem Ausmaß NutzerInnen von anderen Services abspenstig zu machen, wird dies alleine aber wohl nicht reichen. Ob Google die nötige Innovationsfähigkeit - und das Vertrauen der NutzerInnen - besitzt, sich hier von der Konkurrenz abzusetzen, ist wohl eine Frage, die erst in den nächsten Monaten und Jahren wirklich ernsthaft beantwortbar sein wird. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 14.02.2010)

Anmerkung: Mittlerweile gibt es einen offiziellen WebStandard-Account auf Google Buzz, wer diesem folgen will sei auf die zugehörige Profil-Seite verwiesen.