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Ewald Nowotny: Athen selbst sei jetzt in der Pflicht.

Foto: Reuters/Bader

Standard: Was sagt ein Notenbanker zum geplanten Bail-out Griechenlands gegen den Geist der Euro-Verträge?

Nowotny: Es besteht sicherlich kein Interesse daran, dass aus dieser Problematik heraus negative Effekte für ganz Europa entstehen. Daher wird es sinnvoll sein, gewisse Eindämmungsmaßnahmen zu setzen - aber unter strenger Kontrolle und vorübergehend. Es ist völlig klar, dass die Korrektur dieses Ungleichgewichts primär von den Griechen selbst erfol-gen muss. Daher muss es klare Verpflichtungen der griechischen Seite geben - und ebenso klare Mechanismen für die Einhaltung der Kriterien.

Standard: Die Frage war, ob Hilfen überhaupt gedeckt sind?

Nowotny: Ich will mich da nicht auf eine juristische Diskussion einlassen. Was ich ganz klar sagen kann, ist, dass die No-Bail-out-Klausel für die Europäische Zentralbank gilt. Wir haben keine Möglichkeit für eine direkte Intervention. Das ist eine Sache, die auf der Ebene der EU-Kommission und des Rates zu entscheiden ist.

Standard: Ist es für die Stabilität des Euro nicht zweitrangig, welche Institution einen angeschlagenen Mitgliedsstaat der Währungsunion ausputzt?

Nowotny: Man muss zwei Dinge unterscheiden. Was lernen wir aus dieser Entwicklung? Klar ist, dass wir früher ansetzen und statistischen Daten mehr Gewicht schenken müssen. Da sind sicher Diskussionen zu führen. Zum Zweiten muss man sehen, dass es im gesamteuropäischen Interesse und im Interesse der Stabilität der Eurozone ist, dass es zu keinen unkontrollierten Entwicklungen kommt. Daher ist es vernünftig, eine gewisse Stabilisierung anzustreben. Allerdings mit Maßnahmen, die einen entsprechenden Einschnitt in dem betroffenen Land bedeuten.

Standard: Das heißt, Sie befürchten keinen nachhaltigen Schaden und Glaubwürdigkeitsverlust für die Eurozone?

Nowotny: Es ist ein bisschen eine Frage der Abwägung der Übel. Ich glaube, der Schaden einer möglichen Ansteckung wäre größer als der mit der Stabilisierung verbundene Schaden. Es ist insgesamt sicher keine Situation, die man begrüßen kann.

Standard: Wäre es nicht für die EU zielführender, über ihren Schatten zu springen und das Kapitel dem IWF umzuhängen?

Nowotny: Das ist auch eine Variante. Welcher Weg zu wählen ist, ist eine politische Entscheidung.(Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.2.2010)