Der angeschlagene Telekomkonzern Motorola sucht sein Heil in der Aufspaltung. Auf der einen Seite soll das Geschäft mit Mobiltelefonen und Geräten für Daheim stehen, auf der anderen Seite die Produkte und Services für Geschäftskunden samt der Handy-Netztechnik. Beide Unternehmen könnten sich freier am Markt bewegen, begründete Verwaltungsratschef David Dorman am Donnerstag in Schaumburg (US-Bundesstaat Illinois) den lange erwarteten Schritt.
Teilung
Seit Monaten hatte das Motorola-Management hinter verschlossenen Türen verschiedenste Möglichkeiten der Teilung diskutiert und wieder verworfen. Unter dem Dach des Konzerns hat sich in den Jahrzehnten ein Sammelsurium an Produkten angehäuft. Spätestens die Wirtschaftskrise hatte die Probleme offenbart. Binnen eines Jahres will das Unternehmen nun so weit sein, die Aufspaltung durchzuziehen.
Die jetzigen Aktionäre werden dann erst einmal beide Unternehmen besitzen: Die Teilung passiert über die Ausschüttung einer Dividende, die aus Aktien besteht. Auch die Kunden werden erst einmal nichts von der Aufspaltung mitbekommen: Beide Unternehmen werden den Namen Motorola weiter nutzen. Eigentümer der Marke wird indes der Privatkunden-Teil sein.
Sparten
Zum Privatkunden-Geschäft gehören im Wesentlichen die Handys. Der einstigen Perle im Konzern fehlen aber seit langem durchschlagende neue Produkte. An das Erfolgsmodell "Razr" war kein Nachfolger jemals herangekommen. In der Wirtschaftskrise brachen die Verkäufe dann endgültig ein. Auch zuletzt schrieb die Sparte noch rote Zahlen.
Zweites großes Standbein im Privatkundengeschäft sind die Empfangsgeräte für Kabelfernsehen. Das neue Unternehmen sei damit bestens aufgestellt, um vom Verschmelzen von Internet, Mobilfunk und den Medien zu profitieren, sagte Co-Konzernchef Sanjay Jha, der das Unternehmen künftig führen soll.
Geschäft
Zum Geschäft mit Geschäftskunden gehören unter anderem Barcode-Scanner, Funketiketten-Lesegeräte, Rundfunk-Technik, Sicherheitssysteme und Netztechnik für Handys. Dieses Unternehmen soll der zweite Konzernchef Greg Brown übernehmen. Die einzelnen Sparten waren zuletzt profitabel.
Motorolas Jahresumsatz war im Krisenjahr 2009 um rund ein Viertel auf 22 Milliarden Dollar gefallen, der Verlust lag bei 51 Millionen Dollar. Im Jahr zuvor hatte der Konzern sogar 4,2 Milliarden Dollar verloren. Mit einer Modelloffensive bei den beliebten multifunktionalen Handys - den sogenannten Smartphones - wollte der Konzern den Sprung zurück in die Gewinnzone schaffen. (APA)