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Zwischendurch lassen sich die Kinderin den Schnee fallen. Entspannter Skiurlaub mit Familie im Brandnertal.

Foto: www.brandnertal.at

Das ist die Schmugglersprache", erklärt der Hoteldirektor den Wiener Eltern, die sich auf der Hotelterrasse mit Blick auf die schroffen 2000er in die Plauderei in Rätoromanisch einschalten. Es ist still, keine Hüttengaudi plärrt, der Talkessel zieht keinen Verkehr an. Diese Sprache haben die Kinder auch noch nicht gehört und spitzen die Ohren: "Soll man gar nicht verstehen", lacht der Direktor und macht das gut, weil auf Tirolerisch - während die neunjährigen Zwillinge plötzlich ihre Gier nach Käse plus Kinderpunsch in klirrender Kälte entdecken und sich zwischendurch in den frischen Schnee fallen lassen. Raclette wird in Mengen verschlungen, und wenn Schneebälle auch einmal auf die Glasfronten der Hotelterrasse klatschen, ist das nicht erwähnenswert. Dass die Minustemperaturen bei 16 Celsius liegen, ist den Zwillingen egal, obwohl sogar der Skilehrer Matz sagt, dass ihn friert und er auf der Hütte den Kindern die Zehen warmrubbelt.

Brand im Brandnertal ist natürlich, nicht schick. Die feine Herzeige-Garderobe ist nicht gefragt. Es ist unpretentiös - alles da, aber angemessen, auch in der Bepreisung. Im Familienhotel Lagant gibt es keine Abendshow - auch keinen trötenden Clown, der die Kids bei Ankunft schnell abholt und in ihren Kinderecken separiert, damit der Urlaub für die Eltern perfekt wird. Das Kinderprogramm ist nicht durchgetaktet, sondern ganztägig einfach da - zum Mitmachen oder zum Seinlassen.

Eigentümerin Andrea Schwärzler lässt Schnuller-, Volksschul- und größere Kinder nicht wegmanagen, sondern schafft Möglichkeiten - gemeinsam oder jeder für sich, wie er möchte: Kinderkochen in der betreuten Genusswerkstatt oder gemeinsam mit den Eltern essen - und da nicht bloß Pommes mit Ketchup, sondern Vernünftiges zum Selbstnehmen oder Bestellen. Extrawünsche sind erwünscht, unvermeidlicher Geschirrbruch wird nicht mit verkniffenen Gesichtern bedacht. Kinder in den zwei Saunen werden nicht bös angeschaut. Springen vom Beckenrand ist nicht verboten. Fantasiewerkstatt, Chill-Zone und Spielraum sind nicht im ungenützten Skischuhraum eingebaut, sondern sind weitläufige Hallen. Im Zentrum die umfunktionierten Tennishalle mit Ritterburg. Wer Fackelwandern, Nachtrodeln oder Schnitzeljagen will - bitte, alles unkompliziert.

Kleine Frühaufsteher werden auf Wunsch vom Zimmer abgeholt. "Ausschlafservice" heißt das im Hotel Lagant, aber man kann ja auch im Tobe-Raum Energien loswerden, bis Frühstückszeit ist. Kleinigkeiten überraschen, etwa vorgeschmierte Kindersemmeln am Frühstücksbuffet. Das Lagant ist sichtlich auf Mehrkind-Familien eingestellt. Die sind auch dort, vorwiegend aus der Schweiz und aus Deutschland angereist. Die Eigentümerin achtet darauf, dass ihr Personal aus möglichst großen Familien kommt, sonst sind die Leute im Job schnell von Kindern gestresst. Sie hat selbst drei Kinder. Und der Barmann kann wirklich richtig geschickt Cocktails über Landschaften von Kapla-Steinen balancieren. Er findet das auch lustig, und es ist echt.

Zusammengewachsen aus zwei Hotels mit Kern aus den 60ern ist das Lagant in puncto Hardware außen keine perfekte Augenweide - was die Software innen betrifft aber eine echte Benchmark.

Bühnen für kleine und größere Dramen (bieten sich im Urlaub mit Kindern ja gerne ohne Zahl an) sind auch im Drumherum vermieden: Leihausrüstung kann vorbestellt werden, Sport Bertl reicht gerne unendlich viele Snowboardschuhe zum Probieren vor Ort, bis endlich Größe und auch Design passen. Ein "Skiconcierge" kümmert sich täglich um das Equipment, Eltern müssen nicht schleppen. Die Snowboard- und Skikurse haben einheitliche Zeiten inklusive Mittagessen im Angebot. Abgeholt wird vom Hotel. Es ist an Kinderwägen, an Brei für seltene Geschmäcker gedacht. Aber: Wo ist die Playstation?

Hat das Lagant nicht, die Leut' sollen hier ja etwas anderes machen als zu Hause. Es gibt genug Natur und genug zum Spielen. Und wenn man schon so viele Skigebiete auf dem Weg von Wien nach Vorarlberg links liegengelassen hat, okay: Wir kommen ohne Mario aus. Die in puncto Schwierigkeit hellblauen Pisten geben den Kleinen das Gefühl, wahre Skiracer zu sein. Macht echt müde. (Karin Bauer/DER STANDARD/Printausgabe/13./14.2.2010)