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Keine Gäste, mehr Arbeitslose - auch im schönen Zillertal. Der Tiroler Bezirk Landeck hat die meisten Arbeitslosen Österreichs.

Foto: apa/Binderholz

Innsbruck - "Es besteht noch Hoffnung" , sagt Roland Schlamminger aus Spiss und lacht: "Wenn überhaupt, dann jammern wir erst im Mai ..." Die Wirtschaftskrise zeige aber auch in Spiss, einer Streusiedlung mit 143 Einwohnern auf rund 1653 Metern entlang der Spisser Landesstraße im "Oberen Gericht" ihre Auswirkungen. Die Bevölkerung lebt dort nahezu ausschließlich vom Tourismus.

Der Großteil der Erwachsenen arbeitet als "Grenzgänger" im schweizerischen Samnaun. "Aber wenn du als Stubenmädchen oder Kellner in einem Hotel in einem Tourismusort arbeitest, ist dir der Umsatz egal. Solange du deinen Job hast" , erklärt Schlamminger: "Es gibt vielleicht weniger Trinkgeld, aber du hast deinen Lohn." Vor allem die Privatzimmervermieter hätten in Spiss heuer aber ihre Probleme. Freie Zimmer gebe es in den beiden Hotels eigentlich immer noch, und auch die Ferienwohnungen seien nie alle besetzt.

Alles hängt am Gastgewerbe

Im Bezirk Landeck erreichte die Arbeitslosenquote im November 2009 österreichweit den Höchststand: Mit 16 Prozent führte Landeck die Bundes-Statistik an. Der Leiter der regionalen Geschäftsstelle Günther Stürz spricht von einem "Saisoneffekt" , "nichts Dramatisches" . Die Arbeitslosenquote sei in Landeck im November alljährlich hoch. Die "Gastgewerbler" seien in diesem Monat noch arbeitslos. "Da geht's erst im Dezember los" , erklärt Stürz: "Mit Glück haben die Leute dann jedes Jahr wieder ihre Jobs."

Heuer war es noch so, im Dezember lag die Quote in Landeck schon wieder bei 5,3 Prozent, rechnet Stürz vor. Im November seien die Zahlen einfach immer hoch, im Bezirk Landeck habe man aber mit Langzeitarbeitslosigkeit überhaupt kein Problem. Und der Bezirk sei nun einmal abhängig vom Tourismus. Es gebe wenig Industriebetriebe, keine "Big Player" . Im Bau- und Baunebengewerbe des Bezirkes musste kein einziger Betrieb während der Wirtschaftskrise Kurzarbeit anmelden. Und der einzige "Big Player" , die Firma "Speck Handl" laufe gut.

Ein Tal weiter im Tiroler Oberland, im Paznaun, sitzt Hotelier und Tourismus-Pionier Günther Aloys in seinem Büro "Workshop" im Nobelskiort Ischgl. Alljährlich holte er Superstars in die Berge. 2004 trifft etwa Supermodel Naomi Campell den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton in Ischgl. Aloys "denkt Tourismus weiter" . Er will etwa einen Swimming-Pool mit 40 Grad heißem Wasser mitten im Skigebiet Ischgl-Samnaun errichten.

Den Tourismusvordenker schreckt eine Wirtschaftskrise nicht. "Man muss in guten Zeiten so gut vorbauen, dass die Krise einen nicht trifft." Erfolg sei ohnehin gefährlich für die Zukunft, philosophiert Aloys: "Man denkt nicht. Man ist nicht mehr hungrig." Er selbst werde mit seinen Ideen in der Tourismusbranche aber immer wieder ausgelacht.

Weniger für Essen

Doch auch in der fast 11.000 Betten-Hochburg des Paznauntales macht sich die Krise bemerkbar. Gespart würde hauptsächlich bei den Nebenausgaben, bei der Konsumation: Es werde weniger für Essen und Trinken ausgegeben, sagt eine Kellnerin. Sei man früher zweimal pro Tag essen gegangen, gehe sich jetzt eben nur mehr ein Lokalbesuch pro Tag aus. "Gejammert wird aber nicht" , sagt Josef Kurz vom Tourismusverband Ischgl. Für Wilma Himmelfreundpointner, Touristikerin aus St. Anton am Arlberg, wieder einTal weiter, im Stanzertal, zeigt sich die Krise in "kürzeren Skiurlauben" . "Die Leute können nicht mehr die ganze Woche von Samstag bis Samstag wegfahren, sie fahren oft nur am Wochenende in die Berge." Gejammert werde nicht im Ort, die Hoteliers versuchten, ihre Angebot und die Qualität zu halten. Zimmer seien allerdings - im Gegensatz zu früher - immer zu bekommen, in jeder Kategorie. Roland Schlamminger aus Spiss im "Oberen Gericht" sieht sich trotz Krise auf einer "Insel der Glückseligen" . Wir im Tourismus sind lang nicht so betroffen wie die Leute, die in Industrie und Bauwirtschaft arbeiten."(Verena Langegger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.02.2010)