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Julia Timoschenko, Wahlverliererin

Foto: Reuters/Prokopenko

Kiew/Moskau - Die ukrainische Premierministerin Julia Timoschenko weigert sich weiterhin ihre Niederlage in der Präsidentenwahl vom 7. Februar anzuerkennen. In einer Fernsehansprache am Wochenende äußerte sich Timoschenko erstmals offiziell zu ihren Plänen. "Ich habe die einzig mögliche Entscheidung getroffen und werde das Ergebnis vor dem Gericht anfechten", sagte sie.

Timoschenko wirft ihrem Gegner Wiktor Janukowitsch, dem bei der Präsidentenwahl 2004 massive Manipulationen nachgewiesen werden konnten, Wahlfälschung vor. "Es war ihnen bewusst, dass sie keine Chance haben, die Sympathie der Mehrheit der Bevölkerung auf dem gesetzlichen Weg zu erobern", sagte Timoschenko. Auf der Krim, in der Janukowitsch mehr als 78 Prozent Zustimmung erhielt, seien drei bis acht Prozent der Stimmen gefälscht worden. Insgesamt seien mehr als eine Million Stimmen gefälscht worden.

Janukowitsch, der nach offizieller Bestätigung der Wahlkommission vom Sonntag die Stichwahl mit 3,5 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen hat, sei nicht "unser Präsident", betonte Timoschenko. Politologen schätzen ihre Chancen vor Gericht allerdings als gering ein, nachdem internationale Wahlbeobachter die Wahlen als "fair" bezeichneten. In einem Interview mit dem russischen Staats-TV hat Janukowitsch bereits angedeutet, in welche Richtung sich die Ukraine entwickeln wird. Er könne sich einen Verbleib der russischen Schwarzseeflotte auch nach 2017 in Sewastopol vorstellen und sprach sich für ein Gaskonsortium mit Gasprom aus. (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2010)