Zagreb - Der Österreicher Wolfgang Riedl, ehemaliger Osteuropa-Hauptberater des finnischen Rüstungsherstellers Patria, ist laut kroatischen Medienberichten die Schlüsselfigur für mutmaßliche Korruptionsskandale rund um den Ankauf von Radpanzern in Slowenien und Kroatien (Patria-Affäre). Das Tageszeitung "Jutarnji list" berichtete am Wochenende, dass beim Verkauf von Patria-Radpanzern an Kroatien mindestens 15 Mio. Euro Provision gezahlt worden seien, davon könnten etwa 4,5 Mio Euro als "Schmiergeld" gewertet werden, hieß es.

"Jutarnji list" verfügt über ein E-Mail aus dem Jahr 2005, das Riedl geschickt hat. In diesem E-Mail von Riedl an Reio Nittynen, den offiziellen Vertreter der Patria für Slowenien und Kroatien, wird offenbar die Vorgangsweise für die Schmiergeldzahlung vorgeschlagen: "...wir haben 8,5 Prozent für Kroatien, plus was du der Person geben musst, die sich um das Ministerium kümmert". Auch die kroatische Export-Import-Firma Auto-Commerce wurde offenbar mit Geld bedacht: "Falls du Auto-Commerce ungefähr gleich viel Prozent gibst, wie dem Typen, der sich um das Ministerium kümmert, dann wird der Preis ungefähr gleich sein."

Das Blatt zitiert eine Quelle, laut der ein "bekannter Wirtschaftsmann" aus Kroatien zusammen mit Riedl, dem Austro-Kanadier Walter Wolf und einer unbekannten Personen aus dem kroatischen Verteidigungsministerium sich über die Aufteilung der 15 Mio. Euro Provision verständigten. Die Vorwürfe gegen Riedl und Wolf sind nicht völlig neu. Ende September waren die Geschäftsmänner im Wien als Verdächtigte verhört worden.

Im Oktober 2007 hatte der Rüstungskonzern Patria mitgeteilt, dass er gemeinsam mit dem kroatischen Maschinenbau-Unternehmen Duro Dakovic 84 Radpanzer des Typs "AMV 8x8" an die kroatische Armee liefern wird. Der Auftragswert betrug laut der Mitteilung rund 112 Mio. Euro. (APA)