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Linz mit beeindruckendem Comeback in der österreichischen Liga.

Foto: REUTERS/Robert Zolles

Wien - Roland Linz hielt sich am Samstagabend in den Katakomben des Horr-Stadions die linke Schulter und fragte nahezu jeden, der keine Auskunft geben konnte, "ob das etwas Ärgeres ist" . Der 28-Jährige hatte völlig ignoriert, dass die absolute Mehrheit jener Menschen, die ein Fußballspiel zwischen der Wiener Austria und dem Kapfenberger SV privat oder auch beruflich besucht, kein abgeschlossenes Medizinstudium aufzuweisen hat. Linz hob trotzdem den linken Arm vor versammelter Ignoranten-Schar, die diagnostizierte immerhin ein schmerzverzerrtes Gesicht. Und sie vernahm ein deutlich hörbares "Auweh" .

Austrias Arzt Alexander Kmen klärte später die Situation, Einriss im Schultereckgelenk, zwei bis vier Wochen Pause für Linz. Man soll sich zwar nicht am Unglück anderer aufbauen, aber Torwart Szabolcs Safar fällt aufgrund einer Schulterluxation sogar drei Monate aus. "Mit Roland Linz ist die Austria seriöser Titelkandidat" , sagte Kapfenbergs Trainer Werner Gregoritsch nach dem 3:4, das ihn geärgert ("in Wien darf man als Kleiner nur schwer gewinnen" ), allerdings auch mit Stolz erfüllt hat. "Die Leistung meiner Mannschaft war toll."

Jene von Linz war außergewöhnlich. Sein Trainer Karl Daxbacher beurteilte sie so: "Effektiver geht es nicht." Zwei Torschüsse, zwei Tore, ein nahezu genialer Pass zum 3:2. Dem Elfer, den Milenko Acimovic zum 4:3 verwandelt hat, war natürlich ein Foul an Linz vorausgegangen. Bei diesem Unfall in der 80. Minute wurde übrigens die Schulter beschädigt. Noch einmal Daxbacher: "Linz ist eben einer, der den Torerfolg unbedingt will. In seiner Suche lässt er sich nicht beirren."

Linz ist also wieder dort, wo er vermutlich am besten hinpasst. Alte Geschichten gehören in seinem Fall aufgewärmt, von 2001 bis 2003 stürmte er für die Austria, in der Saison 2005/06 auch. "Das ist jetzt kein Neustart, sondern eine Fortsetzung meiner Karriere." Sentimentalitäten hat er sich verboten, "aber es ist etwas Spezielles. Mit zwei Toren konnte ich wirklich nicht rechnen. Die Mannschaft hat mich toll aufgenommen und unterstützt. Aber natürlich gab es noch kleine Anpassungsschwierigkeiten." Bei seinem letzten Aufenthalt sei er, abgesehen von Ivica Vastic, der einzige Österreicher in der Einserpartie gewesen. "Das ist die größte Veränderung."

Weiterentwicklung

Roland Linz ist im Ausland gewesen. Frankreich, Portugal, Schweiz, Türkei. Er sagt, er sei nirgendwo gescheitert, habe andere Kulturen kennengelernt. "Als Mensch habe ich mich weiterentwickelt." Nur die paar Monate beim türkischen Klub Gaziantepspor "hätte ich mir schenken können" . Über eine Rückkehr ins Nationalteam wolle er nicht sprechen. "Zu früh. Ich bin gerade erst angekommen." Dass ihn Teamchef Dietmar Constantini gegen Kapfenberg live gesehen hat, "ist nicht schlecht gewesen" .

Die Austria soll mit Linz Meisterkandidat sein. "Sofern wir die Abwehrfehler abstellen und die günstige Auslosung nützen" , sagt Daxbacher. Auf Kapfenberg folgen Kärnten, Mattersburg und der LASK. Ohne Linz. Der spricht vom Titel. Kurz darauf hob er den linken Arm. "Auweh." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 15. Februar 2010)