Teheran - In einem offenen Brief wendet sich Fatemeh Karrubi, die Frau des ehemaligen Parlamentspräsidenten und Präsidentschaftskandidaten Mehdi Karrubi an den religiösen Führer des Iran: Ihr Sohn sei, so schreibt sie an Ayatollah Ali Khamenei, am Rande der Revolutionsfeiern am Donnerstag verhaftet und gefoltert worden. Gemeinsam mit dem Brief wurde als Beleg ein Foto des 22-Jährigen mit Misshandlungsspuren veröffentlicht.

Mehdi Karrubi, eines der Gesichter der "Grünen Bewegung" , war am Donnerstag tätlich angegriffen worden, die Scheiben des Autos, in dem er zur Demonstration fahren wollte, wurden eingeschlagen. Es ist dies nicht die erste Attacke auf Karrubi. Diesmal wurde sein Sohn Ali mitgenommen und mit anderen in die Amir al-Momenin Moschee gebracht. Sie seien dort geschlagen worden, schreibt Fatemeh Karrubi.

Nach seiner Identifizierung sei Ali von den anderen Festgenommenen getrennt und schwer misshandelt worden. Neben der physischen sei er psychologischer Folter unterworfen worden. Die Schläger hätten ihn und seine Eltern geschmäht und ihn mit Vergewaltigung bedroht. Die Szenen seien gefilmt worden, und als der Befehl zu seiner Enthaftung kam, habe sein Folterer Bedauern ausgedrückt: Wenn sie ihn 24 Stunden behalten könnten, dann würde seine Familie nur noch seine Leiche zurückbekommen.

Fatemeh Karrubi - ihr Mann Mehdi Karrubi ist Geistlicher - betont den Umstand, dass diese Misshandlungen in einer Moschee stattgefunden hätten: "Sie haben eine Moschee als Ort benützt, um die Kinder des Volkes dieses Landes zu foltern." Sie appelliert an Khamenei, die jungen Menschen zu retten, die bei friedlichen politischen Aktivitäten festgenommen wurden und Folter und Tod ausgesetzt seien.

Geistlicher Gegner

Mehdi Karrubi ist beim Regime besonders unbeliebt, denn er war es, der als erster öffentlich die Misshandlung von bei den Protesten nach den Präsidentschaftswahlen Verhafteten im Juni aufgezeigt hatte. Er hatte dafür Unterstützung bei Geistlichen in Ghom eingeholt.

Oppositionelle einzuschüchtern, indem man sich an ihren Kindern vergreift, hat Methode. Ein Neffe des oppositionellen Weggefährten Karrubis, Mir-Hossein Mussavi, wurde erschossen. Es ist auch ein großes Problem für das Regime, dass die Kinder vieler prominenter Figuren der Islamischen Revolution von 1979 heute auf der oppositionellen Seite sind. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2010)