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Joseph Ratzinger trifft die irischen Bischöfe zum Faschingsausklang.

Foto: AP/Tarantino

Karnevalsstimmung wird auf dem Betriebsausflug nicht aufkommen: Der Papst hat für Rosenmontag und Faschingsdienstag Irlands Diözesanbischöfe nach Rom zitiert. Mit 24 Glaubensbrüdern, darunter einem Kardinal und drei Erzbischöfen, will Benedikt XVI. die Zukunft der katholischen Kirche Irlands besprechen. Erwartet wird ein Hirtenbrief zur jahrzehntelangen Vertuschung körperlicher und sexueller Gewalt an Kindern durch katholische Priester.

Im Sommer hatte eine staatliche Kommission ihren Bericht vorgelegt: Vergewaltigung, Misshandlung, Akkordarbeit von zehntausenden Kindern waren darin dokumentiert. Richterin Yvonne Murphys Fazit: Den Bischöfen sei es nur "um die Reputation der Kirche" gegangen, das Wohl der Kinder habe "keine Rolle" gespielt.

Denn die verbrecherischen Priester wurden systematisch von einer Gemeinde zur nächsten versetzt. Dass die Kirchenführer stets die eigene Unkenntnis betont hätten, sei "schwer zu akzeptieren" .

Premierminister Brian Cowen nannte die Versäumnisse der Kirche "unmoralisch, beschämend und skandalös" . Vier Dubliner Bischöfe haben mittlerweile den Rücktritt eingereicht - doch der Bischof von Galway weigert sich, Konsequenzen zu ziehen.

Irische Medien zeigen aber schon lange nach Rom: "Wo ist die Autorität und Verantwortung des Papstes?" , fragte etwa die Irish Times. Nun hat Papst Benedikt XVI. den Skandal zur Chefsache gemacht. "Erschüttert und bestürzt" zeigte er sich im Vorfeld - und versprach, wohl auch mit Blick auf die gerade in Deutschland bekanntgewordenen Missbrauchsfälle in vom Jesuitenorden geführten Schulen, "Strategien, um jede Wiederholung zu verhindern". (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2010)