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Foto: AP/Bruno

Er habe, sagt Simon Ammann, seit Jahren einen Rucksack mit sich herumgetragen, eine Last, wenn auch eine goldene. Aufgeladen hat sie sich der kleine Schweizer aus Grabs in der Talschaft Toggenburg, Kanton St. Gallen, vor acht Jahren in Salt Lake City, als er, ohne vorher ein Skispringen der höchsten Kategorie gewonnen zu haben, sowohl auf der Normal- als auch auf der Großschanze olympisch triumphierte. Als noch nicht 21-Jähriger.

Am Samstag hat sich Ammann im Whistler Park noch einmal Gold aufgeladen, die Last ist aber auf einmal nicht mehr zu spüren gewesen. "Extrem voll geil" , entfuhr es dem 172 Meter großen und 55 Kilogramm schweren Flieger, nachdem er den Bewerb von der Normalschanze gewonnen, sich zum erfolgreichsten Schweizer Olympioniken aller bisherigen Zeiten geadelt hatte.

Ungewohnte Worte für einen, der in den Jahren seit Salt Lake City auch durch lange sportliche Durststrecken geschult, gelernt hat, nicht allzu viel preiszugeben von seiner Gefühlswelt. Harry Potter haben sie ihn damals wegen seines Aussehens und wegen des magischen Erfolges genannt. Ammann hat finanziell profitiert, aber auch ein wenig gelitten. Lange suchte er vergebens zu beweisen, dass seine beiden Olympiasiege nicht einfach nur zauberhaft waren.

13 Weltcupsiege und WM-Gold von der Großschanze 2007 haben dem Bauernsohn, der das Kühemelken zum Gaudium der Presse nie erlernt hat, dazu nicht gereicht. "Es ist immer mein Ziel gewesen, den Leuten zu zeigen, dass ich diesen Sport dominieren und prägen kann. Das habe ich jetzt geschafft." Nur die Jahrhundertspringer Matti Nykänen und Jens Weissflog (je viermal Gold) haben olympisch mehr erreicht als der Führende des Gesamtweltcups. Der Bewerb auf der Großschanze steht aber noch aus. Ohne Last wird Ammann fliegen. Schon am Samstag habe er sich "gefühlt wie eine Concorde" (Sigi Lützow, DER STANDARD Print, 15.2.2010)