Dass die Herren der XXI. Olympischen Winterspiele im Vancouver den Tod des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili nicht zum Anlass nehmen würden, sich Asche aufs Haupt zu streuen, war zu erwarten gewesen. Erstens würde sowas zu den selbstsicheren Herrschaften des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) trotz der kameratauglichen Tränen des Präsidenten Jacques Rogge nicht passen. Und zweitens stimmt es schon: Wer mit solchen Geschwindigkeiten ungeschützt zu Tal rast, bewegt sich eben an der Grenze. Freiwillig.

Ja, die kanadische Bahn ist wohl durch einen Planungsfehler deutlich zu schnell. Und ja, die Stahlträger, denen Kumaritaschwili zum Opfer gefallen ist, hätten wohl nicht so völlig ungesichert dort stehen dürfen. Aber gerade beim olympischen Rodeln sind das eher jene Details, die vom fundamentalen Webfehler ablenken: dass es das Kunstbahnrodeln gar nicht geben dürfte.

An olympischer Stätte messen sich die Athleten und Athletinnen ja nicht in einer quasi naturwüchsigen Konkurrenz. Sie tun das in einem Bewerb, für den sündteure, schwer umweltschädliche und extrem energieaufwändige Eiskanäle errichtet werden müssen. Eiskanäle, die es im Grunde nur deshalb gibt, damit der Bobsport - ein einstiges Herrenreiter-Pläsier - auch ein olympisches Heim hat.

Das ist ein bisschen zu viel Anachronismus, um solche Todesstürze in Kauf zu nehmen. (DER STANDARD Printausgabe, 15.2.2010)