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"Sittenbild von Unterwürfigkeit, Gefälligkeitsjournalismus und politischem Vasallentum": Peter Pilz über Mails von Grasl (re.) an Strasser (VP).

Fotos: Reuters, Corn

"lieber ernst, ich weiß ja offiziell nicht, ob du deine finger dabei im spiel gehabt hast ..." Das mailte Richard Grasl am 8. März 2003 um 16.48 Uhr an Ernst Strasser, damals Innenminister, heute VP-Europaabgeordneter. Und: "aber ich danke dir jedenfalls für deine bisherige unterstützung!"

Nur "offiziell" wusste Grasl nicht, wie der Minister mitspielte, damit der ORF sechseinhalb Stunden zuvor, um 10.14 Uhr die Bestellung zum Chefredakteur im Studio Niederösterreich kundtat.

Dem grünen Aufdecker Peter Pilz war Grasl bis Herbst 2009 kein Begriff. Bis Grasl auf Drängen der ÖVP ORF-Finanzdirektor werden musste. "Da kann man keinen Personalwunsch der ÖVP ableiten", verneinte Grasl den Konnex als "herbeigeschrieben". "Das Verhalten der VP" in Sachen Grasl ist Pilz "aufgefallen. Ich habe meinen E-Mail-Bestand nochmals durchforstet. Bei Grasl bin ich nach zwei Minuten fündig geworden."

"Hinweis für Anstellung" 

Im Juni 2002 vermisste Strasser offenbar schon Dank für seine Fingerübungen: Er war beim Sommerfest der VP Niederösterreich, aber nicht in NÖ heute.

Grasl: "Lieber Ernst! Nie im Leben würde ich daran denken, den Innenminister beim Sommerfest nicht herzuzeigen. Zweimal warst du im Bild - 1x kurz klatschend bei der Späth-Rede, einmal länger, als sich der Späth wieder neben dich hingesetzt hatte. Mußt du übersehen haben." Grasl nutzt die Gelegenheit gleich für weitere Personalia: "Danke für den Hinweis wegen Teschl-Anstellung, ist sehr hilfreich!" Christiane Teschl arbeitet seit 1998 für den ORF in St. Pölten, zuletzt als Grasls Vize. Nun ist sie Chefredakteurin dort.

Ernst "muss" in seiner Antwort einräumen, "die Hilfswerk-Geschichte" war "sehr okay". Grasl: "Das freut mich; dachte schon, du schickst die 100 neuen gendarmen wegen mir nach nö!"

"Sittenbild von Unterwürfigkeit, Gefälligkeitsjournalismus"

der Standard bat Grasl, Stellung zu nehmen. ORF-Sprecher Pius Strobl, lang mit Strasser befreundet, meldet sich: "Belanglos. Weitere Kommentare erübrigen sich."

Pilz sieht das anders: ein "Sittenbild von Unterwürfigkeit, Gefälligkeitsjournalismus und politischem Vasallentums. Das ist kein Parteisoldat, sondern ein ÖVP-Parteidiener." (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 15.2.2010)