Washington - US-Regierungsberater Paul Volcker hat sich dafür ausgesprochen, an Spekulationen beteiligte Finanzinstitute bei gravierenden Schwierigkeiten auch pleitegehen zu lassen. Wenn ein großes Finanzunternehmen mit Spekulationsgeschäften derartige Probleme bekomme, dass es das gesamte System bedrohe, dann müsse "eine Behörde einschreiten können, um dieses Institut zu übernehmen, aufzulösen oder zu fusionieren", sagte der frühere US-Notenbankchef am Sonntag dem Fernsehsender CNN. "Das bedeutet Sterbehilfe - und nicht Rettung."

Der US-Kongress berät derzeit über die von Präsident Barack Obama vorgeschlagenen drastischen Einschnitte ins Geschäftsmodell der Großbanken. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie weit die US-Regierung gehen will, damit der Staat künftig nicht mehr in die Zwangslage kommt, eine Großbank um jeden Preis und mit Milliarden an Steuergeld retten zu müssen.

Der Staat soll hochriskante Geschäfte der Banken auf eigene Rechnung und ihre Beteiligung am spekulativen Handel nicht mehr schützen. Deshalb will Obama den Großbanken Eigenhandel und Investitionen in Hedgefonds verbieten. Der Vorschlag hat in der Branche einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Obama will den Interessenskonflikt der Institute auflösen, der besteht, solange sie einerseits im klassischen Bankgeschäft mit dem Geld der Kunden wirtschaften und andererseits über kühne Investitionen hohe Renditen erzielen wollen. Deshalb fordert Obama eine strikte Trennung der beiden Bereiche. Dies würde im Extremfall aber bedeuten, dass Großbanken wie JPMorgan ihr halbes Geschäft abgeben oder Investmentspezialisten wie Goldman Sachs ihre Banklizenz wieder abgeben müssten. (APA/Reuters)