Die ganz Lustigen werden es am Dienstag wieder ordentlich krachen lassen. Abseits von Mainz und Villach aber darf sich der Faschingsdienstag eh wie normaler Alltag anfühlen.

Schließlich scheinen mittlerweile sogar die Damen und Herren Billa-Filialleiter einzusehen, dass Kostümzwang und von oben verordnete Fröhlichkeit beim Personal keineswegs die erhofften Umsatzzuwächse zeitigen. Optimisten dürfen das als zarten Hinweis werten, dass sich die Welt mit der Zeit doch zum Besseren verändere.

Ein paar Krapfen mehr als sonst aber könnten sich morgen schon auf die Bäuche schlagen - auf dass der helle Rand, der einen echten Faschingskrapfen auszeichnet, seine Entsprechung als speckwülstiger Meridian um die Leibesmitte finde.

Wobei: Am Wohlgeschmack kann es nicht liegen, dass man sich die backfettigen Teiglinge so willfährig einverleibt, ganz egal wie penetrant einem jener klebrige Farbschleim den Gaumen zukleistert, der in der Zutatenliste als Marmelade durchgehen darf.

Liegt es vielleicht bloß daran, dass der Österreicher sich kaum zu widersetzen vermag, sobald ihm irgendetwas entgegen duftet, das vor mittelbarer Zeit einmal als Fritteusenbewohner gelten durfte? Okay, im Fall des Krapfens wäre das nicht weiter schlimm - allerdings nur, wenn die unheimliche Invasion der Fettknödel mit dem Ende des Faschings gefälligst aus und vorbei wäre. (Severin Corti, DER STANDARD; Printausgabe, 15.2.2010)