Rom - Nach der Ermordung eines jungen Ägypters in der Nacht auf Sonntag und darauffolgenden Ausschreitungen in einem Einwandererviertel in Mailand wird die italienischen Regierung aktiv. Nach Angaben von Innenminister Roberto Maroni will sich das Kabinett gegen so bezeichnete "ethnische Viertel" in den italienischen Städten einsetzen.

"Wir müssen zusammenarbeiten, um die Konzentration von ethnischen Gruppen in ein und demselben Stadtviertel zu verhindern, die Gefahr ist die Bildung von Ghettos. Man muss auch die Integration von legal in Italien lebenden Ausländern fördern", sagte Maroni im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montag-Ausgabe).

"Von den Zwischenfällen in Mailand müssen wir eines lernen: Wir müssen die Integration planen, ohne die Ausländer zu kriminalisieren. Das ist die Situation, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Der Mailänder Polizeichef hat hervorgehoben, dass es in Mailand 1980 circa 3.000 Ausländer gab, heute sind es 400.000", führte Maroni weiter aus.

Die mitregierende rechtspopulistische Partei Lega Nord verlangte, dass keine Wohnungen mehr an Ausländer verkauft werden, um so die Bildung von Ghettos zu verhindern. Die Lega Nord forderte zudem eine sofortige Ausweisung aller Ausländer, die sich an den Krawallen in Mailand beteiligt haben.

Ein 19-jähriger Ägypter und ein Freund waren am Samstagabend in einem Bus in eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe Südamerikaner geraten; letztere erstachen den Jugendlichen nach Verlassen des Busses. Über 36 wütende Nordafrikaner setzten daraufhin über Stunden das Viertel im Mailänder Nordosten mit einer Jagd auf Lateinamerikaner in Angst und Schrecken. Medien berichteten von zahlreichen zerschlagenen Auslagen, zerstörten Autos und in Brand gesetzten Müllcontainern. Vier Afrikaner wurden festgenommen; der Mörder des jugendlichen Ägypters wurde bisher nicht gefasst. (APA)