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Wien - Didier Dheedene, der von 2002 bis 2006 für Austria Wien gespielt hat, sieht Red Bull Salzburg im Sechzehntelfinale des UEFA-Cups gegen Standard Lüttich recht deutlich in der Favoritenrolle. "Ich glaube, dass Salzburg eine 70-prozentige Aufstiegschance hat. Standard hat viele Probleme, es läuft für sie nicht gut. Es ist ein guter Zeitpunkt, um Standard zu schlagen", sagt der 38-jährige Belgier.

Dheedenes Einschätzung hat sich am vergangenen Wochenende bei der Generalprobe in der belgischen Jupiler League eher bestätigt. Lüttich, der von 1979 bis 1981 von Ernst Happel betreute zehnfache Meister und fünffache Cupsieger, quälte sich gegen den Tabellen-Zwölften Westerlo zu einem 1:0-Heimsieg, den Sebastien Pocognoli erst in der 89. Minute sicherstellte. Dabei hatte Westerlo seit der vierten Minuten mit zehn Mann spielen müssen.

Dass es bei Standard, dem Ex-Club von Salzburg-Verteidiger Rabiu Afolabi (zwischen 1997 und 2003 insgesamt 89 Ligaspiele, zwei Tore), nicht nach Wunsch läuft, liegt für Dheedene am Umbau der Mannschaft im vergangenen Sommer. "Es sind einige Spieler weggegangen und die Neuen haben sich noch nicht gut integriert. Standard ist noch kein homogenes Team", so Dheedene. Er warnte jedoch vor der Klasse von Standard-Spielern wie Kapitän und Mittelfeldspieler Steven Defour (ein von Red Bull gesponserter Sportler) oder den Stürmern Milan Jovanovic (ab Sommer wahrscheinlich bei Liverpool) und Dieumerci Mbokani aus dem Kongo. 

Salzburg könnte zudem geschwächt ins Spiel gehen müssen: Franz Schiemer und Alexander Zickler sind fraglich. Schiemer hat Schmerzen im Sprunggelenk, Zickler ist genauso wie Milan Dudic krank. Louis Ngwat-Mahop ist nach seiner Verletzung noch nicht bereit für ein Comeback. "Für Schiemer und Zickler wird es sehr schwer", Trainer Huub Stevens am Dienstag in Salzburg. Sollte Schiemer ausfallen, dürfte im defensiven Mittelfeld Barry Opdam zum Zug kommen. Zickler würde auf der Ersatzbank sitzen, als Stürmer im 4-4-2-System sind Marc Janko und Neuzugang Roman Wallner vorgesehen.

Nicht so tolle Erinnerungen

Vor genau zehn Jahren gab es bereits einmal das Duell Standard gegen Salzburg, damals setzen sich die Belgier in der dritten Runde im UEFA Intertoto-Cup glatt durch. Der Trainer der Salzburger hieß damals Hans Backe, der wiederum seit kurzem die New York Red Bulls betreut.
Salzburg traf in K.-o.-Runden auch auf zwei andere belgische Klubs: 1993/94 bezwangen die Österreicher in der zweiten Runde des UEFA-Pokals Royal Antwerpen FC,  1997/98 zogen sie in der ersten Runde des gleichen Wettbewerbs gegen den RSC Anderlecht den Kürzeren. Insgesamt steht Salzburgs Bilanz gegen belgische Mannschaften bei drei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen (in Belgien gab es dabei einen Sieg und zwei Niederlagen).

Für die Salzburger lief es im Europacup auswärts in der laufenden Saison ziemlich perfekt. Fünf Siege in sechs Matches sind eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Erfolge gab es in Dublin (trotz schwachem Spiel), Zagreb, Rom, Sofia und Villarreal. Sechs Siege in sechs Spielen in der Gruppenphase der Europa League gelangen noch keiner österreichischen Mannschaft.

Die Roten in der Liga abgeschlagen

Standard, auch als "Les Rouches" bekannt,  liegt in Belgien aktuell 16 Punkte hinter Tabellenführer Anderlecht, der noch dazu zwei Spiele weniger ausgetragen hat. Die Klubführung rund um Präsident Reto Stiffler hat deshalb knapp eine Woche vor dem Hinspiel reagiert und den Italiener Dominique D'Onofrio, bisher Sportdirektor, als Interims-Nachfolger für den Rumänen Laszlo Bölöni installiert.

Dass Standard überhaupt noch international vertreten ist, liegt an Keeper Sinan Bolat. In der Champions-League-Gruppenphase lag Standard im entscheidenden Match um den dritten Platz gegen Alkmaar 0:1 zurück, bis Bolat in der 95. Minute mit nach vorne stürmte und per Kopf für das mittlerweile legendäre 1:1 und den Verbleib im Europacup sorgte.

"Ihr Aufstieg war mehr Glück als Können", merkte Dheedene an. Der zwölffache belgische Internationale wurde mit der Austria zweimal Meister sowie dreimal Cupsieger und stand mit den Wienern im Viertelfinale des UEFA-Cup. Bis vergangenen Sommer spielte er als Profi in seiner Geburtsstadt für Germinal Beerschot Antwerpen gekickt. Sein Vertrag wurde allerdings nicht mehr verlängert, nun lässt der routinierte Verteidiger seine Karriere beim Drittligisten Royal Cappellen ausklingen.

Das Zu sehen ist das Match der Salzburger im Maurice-Dufrasne-Stadion von Lüttich (Anpfiff um 19.00 Uhr) im TV auf Puls 4 und Sky sowie im Internet auf www.rantv.at und www.laola1.tv. Das Rückspiel findet am 25. Februar in Salzburg statt. Der Sieger dieses Duells trifft im Achtelfinale am 11. und 18. März auf den Gewinner der Begegnung Panathinaikos FC gegen AS Roma. (red)