Wien - 500.001 Euro mehr, und der scheidende ORF-Stiftungsrat Peter Radel hätte eine neue Flasche guten Rotwein. ORF-Sprecher Pius Strobl wettete, der Küniglberg werde 2009 30 Millionen Minus schreiben, Radel tippte 60. Dienstag berichtete der ORF seinen Stiftungsräten von 44,5 Millionen Euro Minus im Vorjahr.
Der ORF liegt, wie berichtet, besser als seine letzte Prognose von fast 54 Millionen Euro Minus. Er liegt aber 50 Prozent unter seinem Budget für 2009: Der Finanzplan sah 29 Millionen Verlust vor.
Die Werbeeinnahmen brachen dramatischer weg als budgetiert. Stiftungsräte wie Franz Medwenitsch und sein bürgerlicher Fraktionskollege Radel nannten die Annahmen über die Einnahmen schon Ende 2008 zu optimistisch.
So kam es: 263,3 Millionen Euro holte der ORF 2008 aus Werbung, für 2009 budgetierte er 253,4 Millionen. Es wurden 222,8. Dank eines doch etwas besseren Jahresende nicht die zuletzt befürchteten 220,4.
Mehr Gebühren
22,5 Millionen mehr als 2008 holte der ORF aus Gebühren. Sie wurden Mitte 2008 erhöht. Das wirkte sich 2009 über das ganze Jahr aus: 526,4 Millionen Euro. Gesamtumsatz 2009: 869 Millionen nach 884 anno 2008.
Besser als die letzten Befürchtungen fiel das ORF-Ergebnis dank Sparpaket aus: Der ORF kappt laut Deal mit dem Betriebsrat vorerst Pensionszuschüsse; zudem bauten abgehende Mitarbeiter ihre Urlaube und Überstunden ab.
2010 verlangt der Stiftungsrat ein ausgeglichenes Ergebnis auch ohne die versprochenen 50 Gebührenmillionen extra. "Wir sind auf Kurs", zitiert die APA dazu ORF-Chef Alexander Wrabetz. Er hofft rasch auf die 50 Millionen - für heimischen Film, Orchester, mehr Untertitel. Da tobt Konkurrent Markus Breitenecker (ProSiebenSat.1): Wrabetz wolle "mehr als das ATV-Budget, ein Vielfaches jenes von Puls 4" für "öffentlich-rechtliche Kernaufgaben" extra - und verwende die übrigen 530 Gebührenmillionen für Hollywoodfilme und -serien. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 17.2.2010)