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Erfolgsgaranten: Liegl und Liegl.

Foto: APA/Fohringer

Whistler - Die Brüder Andreas und Wolfgang Linger haben am Mittwoch die hohen Erwartungen an sie erfüllt. Die Tiroler holten auf dem Blackcomb Mountain im Whistler Sliding Centre wie schon vor vier Jahren den Olympiasieg und rundeten nach Damen-Silber von Nina Reithmayer die für den ÖRV wieder sehr erfolgreichen Winterspiele ab. Nach EM-Gold vor wenigen Wochen haben die Lingers nun auch - zum zweiten Mal - Olympia-Gold eingefahren.

ÖRV-Generalsekretär Christoph Schweiger beschrieb die beiden Gold-Brüder: "Andreas ist ein bisserl der ruhigere und nüchternere, Wolfgang eher lustiger. Es ist schon ganz gut, wenn der Vorder- und Hintermann etwas anders gestrickt sind. In wesentlichen Dingen herrscht aber kompletter Konsens und Einklang, sonst funktioniert der Sport nicht."

Cousins im Eiskanal

Und wie der Sport für die Lingers funktioniert. Zwar haben beide - wie im Rodelsport üblich - zunächst mit dem Einsitzer begonnen, doch schon im Alter von 14 bzw. 15 Jahren haben sie 1997 in Igls schon an den Weltmeisterschaften der allgemeinen Klasse im Doppelsitzer teilgenommen. "Sie waren ein ganz junges Doppelsitzerpaar und haben sich spezialisiert", schildert Schweiger den Werdegang, der diesbezüglich schon besonders war. Die Cousins Tobias und Markus Schiegl holten beim selben Bewerb den Weltmeistertitel, die Lingers mussten mit Rang 19 noch kleinere Brötchen backen als ihre Vorbilder.

Betonung auf noch. Schon 2002/03 schafften sie den ersten von bisher fünf Weltcupsiegen. Mit WM-Gold 2003 sollten sie endgültig in die Fußstapfen der Schiegls treten.

Stundenlanges Tüfteln

Als Andreas und Wolfgang drei Jahre später in Cesana auch noch ihren Traum von Olympia-Gold verwirklicht haben, war schon bald der Fokus auf die nächsten Spiele gelegt. In einer Randsportart wie Rodeln gerät auch die mediale Aufmerksamkeit schnell wieder ins Hintertreffen und das mussten die Linger-Brüder auch spüren. Obwohl sie schon in so jungen Jahren alles erreicht hatten, die Liebe zum Sport und zum stundenlangen Tüfteln an der besten Abstimmung für ihren Schlitten hat ihnen den Bestand in der Weltspitze gesichert.

"Der Reiz unseres Sports ist groß, da findet man immer neue Ziele. Für uns als kleinere Sportart ist natürlich Olympia sehr wichtig, daher beginnen wir schon im April mit der Vorbereitung auf Olympia 2010", hatte Andreas Linger schon am Tag nach Olympiagold 2006 gemeint.

"Viel Herzblut in so einem Gerät"

Doch es macht den Brüdern auch Spaß, am Schlitten zu arbeiten. "Vieles an der Rodel ist 'selfmade', ein totaler Prototyp, und es steckt auch viel Herzblut in so einem Gerät drinnen." Und Bruder Wolfgang ergänzt: "Natürlich ist der Olympiasieg das Größte, darauf arbeitet man hin. Aber ich glaube, man trainiert nicht das ganze Jahr nur, um Olympiasieger zu werden. Es taugt einem einfach der Sport, das ganze Rundherum, sich im Weltcup mit den anderen zu messen."

Leben können die beiden Absamer aber nicht vom Rodelsport, trotz aller Erfolge. Die Lingers mussten sogar nach ihrem Olympiagold jahrelang nach Sponsoren suchen, wurden erst vor zwei Jahren fündig. "Andi und Wolfgang sind ganz sympathische, nette Burschen, die nicht unbedingt die Gabe haben, sich selbst hundertprozentig vermarkten zu können", so ÖRV-Funktionär Schweiger.

Schon zum zweiten Mal setzten sie nun aber bei Olympischen Spielen um, was schon seit vier Jahren auf ihrer Homepage (www.linger-linger.com) steht: "Wenn Brüder zusammen arbeiten, verwandeln sie Berge in Gold." Für den ÖRV war es bereits die dritte Olympia-Goldmedaille im Doppelsitzer und insgesamt die 18. Medaille bei Olympischen Spielen. (APA)