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Laut eines Berichts der "Sunday Times" soll Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu grünes Licht für die Operation gegeben haben.

Foto: Epa/Atef Safadi

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Aufnahme einer Überwachungskamera in Dubai: Das Opfer, Mahmoud Abdel Rauf al-Mabhuh (vorne), wird von einem der Täter verfolgt.

Foto: REUTERS/Dubai Police

Dubai/Wien/Tel Aviv - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat laut einem Bericht der "Sunday Times" den Mord an Hamas-Funktionär Mahmoud Abdel Rauf al-Mabhuh in Dubai persönlich genehmigt. Er sei Anfang Jänner über das "als nicht zu schwierig oder riskant eingestufte" Mordkomplott gegen Mabhouh informiert worden und habe die Attentäter im Mossad-Hauptquartier in Tel Aviv getroffen, ehe sie nach Dubai abreisten. Das berichtete das Blatt unter Berufung auf nicht näher identifizierte Mossad-nahe Quellen.

Der Premier habe Grünes Licht für die Operation gegeben, indem er sagte: "Das israelische Volk hat Vertrauen in euch. Viel Glück." Die "Sunday Times" berichtete auch, Verbrennungsspuren am Körper Mabhouhs deuteten darauf hin, dass der Hamas-Führer mit einer Betäubungspistole außer Gefecht gesetzt wurde, während Blut in seiner Nase auf eine mögliche Erstickung verwiesen. 

Zuvor wurde bekannt, dass in die Ermordung des ranghohen Palästinenser-Funktionärs auch ein Mitglied seiner eigenen Partei verwickelt sein soll. Ein Hamas-Mann habe Informationen über Al-Mabhuhs Aufenthaltsort an das Killer-Kommando weitergegeben und bei der Verschwörung eine "bedeutende Rolle" gespielt, zitierte die Zeitung "Gulf News" am Sonntag den Chef der Polizei von Dubai, Generalleutnant Dahi Chalfan Tamimi. Er forderte die radikal-islamische Palästinenserbewegung auf, in ihren Reihen eine "interne Untersuchung" einzuleiten.

Al-Mabhuh war am 20. Jänner in einem Hotel in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) von einem elfköpfigen Mordkommando getötet worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die mutmaßlichen Mörder dem israelischen Geheimdienst Mossad angehören. Es handelt sich um zehn Männer und eine Frau, die mit europäischen Pässen nach Dubai gereist waren. Israel bestreitet eine Verwicklung in den Fall.

"Kommandozentrum" in Österreich

Der Polizeichef erklärte weiter, Al-Mabhuh habe seine Reise von Damaskus nach China über Dubai schlecht geplant. Der Hamas-Funktionär habe geglaubt, er könne anonym bleiben. Dadurch habe er es seinen Verfolgern leicht gemacht, ihn umzubringen. Es wäre besser gewesen, wenn er die Behörden von Dubai informiert hätte, weil er dann von ihnen geschützt worden wäre.

Auch in Österreich laufen Ermittlungen: Die Täter haben laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "profil" nämlich mindestens sieben österreichische Wertkartentelefone verwendet - mit Nummern, die T-Mobile zugeordnet werden könnten, um miteinander zu kommunizieren. Wie die Agentur AP berichtete, telefonierten die Täter laut einer früheren Aussage von Polizeichef Tamim mit einem "Kommandozentrum" in Österreich.

Die Hamas reagierte empfindlich auf die Vermutung, ein Mitglied habe Mabhouh an den Mossad verraten. Die Tatsache, dass er und andere Top-Funktionäre der Palästinenser vom israelischen Geheidienst "und von seinen Spionen" überwacht und verfolgt würden, sei kein Beweis dafür, dass die Hamas unterwandert worden sei, hieß es in einer Stellungnahme am Sonntag. Die Polizei solle sich auf die Ermittlungen konzentrieren, statt über die Medien fragwürdige Erklärungen zu verbreiten, hieß es.

Sorgen in Europa über Pässe der Attentäter

Der irische Außenminister Micheal Martin trifft am morgigen Montag seinen israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman in Brüssel. Das Treffen finde auf Wunsch der irischen Seite statt, teilte das Außenministerium am Samstagabend in Dublin mit. Martin wolle klären, warum fünf irische Pässe bei dem Mord im Spiel waren. Die Regierung in Dublin hatte erklärt, es handle sich um einen "extrem ernsten Fall", der die Sicherheit irischer Bürger aufs Spiel setze.

Aus Ermittlerkreisen hieß es am Sonntag, mindestens zwei weitere Tatverdächtige seien mit den elf anderen mutmaßlichen Attentätern nach Dubai gereist, und zwar mit gefälschten irischen Pässen. Damit hätten sechs der mutmaßlichen Täter britische Pässe bei sich gehabt, fünf irische Pässe und je einer einen deutschen beziehungsweise französischen Pass. Israelische Geheimdienstkommandos haben schon mehrfach mit gefälschten ausländischen Pässen operiert. In diesem Fall dürften aber real existierende Personen herangezogen worden sein, um an "echte" von den Behörden ausgestellte Pässe zu kommen. (APA/AFP/apn/red)