Bregenz - Drei Maturanten und eine Sekretärin - der Wahlvorschlag der Piratenpartei sieht im Vergleich zu den Listen der etablierten Parteien bescheiden aus. "Aber wir sind total motiviert" , sagt Listenerste Eva Grabher. Als "breit, lustig, direkt, offen" beschreibt sich die 39-Jährige auf Facebook. Offen gibt sie sich auch im Gespräch. Sie sei noch nie politisch aktiv gewesen, habe noch nie eine Stadtvertretungssitzung besucht, sei keine Vereinsfunktionärin oder Bürgerinitiativlerin.
Im Jänner habe sie sich spontan dazu entschieden, für die Piratenpartei zu kandidieren. "Weil ich gesehen habe, dass sich dort junge Menschen engagieren." Grabher macht quasi die Listenmami. "Sie haben jemand mit Lebenserfahrung gesucht - die habe ich" , sagt die Sekretärin.
Die Piratenpartei Österreich wurde 2006 gegründet. Kandidaturen zu den letzten beiden Nationalratswahlen scheiterten an den notwendigen Unterstützungserklärungen. Auf kommunaler Ebene sind die Hürden nicht so hoch.
Was will eine Partei, die sich für Freiheit und "ein Leben ohne staatliche Kontrolle" einsetzt, im Rathaus? "Wir möchten, dass Entscheidungen transparenter werden. Alle Einwohner, nicht nur die Wahlberechtigten, sollen mitentscheiden können", so Grabher.
Für Junge fordert sie am See mehr Plätze für Feste, Kulturangebote und Weiterbildung soll leistbarer werden. Stimmen erhofft sich Grabher aber auch von jenen, "denen es geht wie mir, die frustriert sind von der Politik" - vor allem jener der Grünen. "Weil die zwar ein schönes Programm haben, aber nichts umsetzen" , sagt die frühere Grün-Wählerin.
Mit den Piraten bewerben sich in Bregenz sechs Listen um 36 Stadtvertretungssitze. Die aktuelle Mandatsverteilung: 14 ÖVP, 13 SPÖ, 5 Grüne, 2 FPÖ, 2 "Bregenz denkt". ÖVP und Grüne bilden eine Koalition. (Jutta Berge, DER STANDARD, Printausgabe, 22.2.2010)