Wien - Ataxien sind komplexe Störungen der Bewegungskoordination. Bewegungen laufen nicht zielgerichtet ab, gehorchen nicht dem eigenen Willen. Die Ataxie - der Begriff entstammt dem Griechischen und bedeutet Unordnung, Ungehorsam - betrifft unter anderem Extremitäten, das Gleichgewicht und die Bewegung der Augen. Begleitet von einem Tremor sind die Betroffenen in ihrem Alltag schwer beeinträchtigt. Betroffene sind unter Umständen auf einen Rollstuhl angewiesen.

„Wir haben Ataxien zum Hauptthema der 8. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) gemacht, weil diese zunehmend ausdifferenzierte Krankheitsgruppe aufgrund ihrer zahlreichen Unterformen und der sehr komplexen Differentialdiagnose auch in der klinischen Routine häufig zu kurz kommt", erklärt Gerhard Ransmayr, Kongresspräsident und Präsident der Österreichischen Parkinson-Gesellschaft anlässlich der ÖGN- Jahrestagung (24.-27. Februar 2010, Design-Center Linz) und ergänzt: "Außerdem sind Ataxien der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt, weshalb Betroffene viel zu selten einen Neurologen aufsuchen". 

Erkrankung im Kleinhirn

Die häufigste Ursache einer Ataxie ist im Kleinhirn zu finden. Dieser Teil des Gehirns zeigt sicht für die Bewegungskoordination verantwortlich. Schäden in dieser Region werden im höheren Alter durch Schlaganfälle beziehungsweise Blutungen verursacht, treten aber auch auf als Folge altersassoziierter Degenerationen, Hirnverletzungen, Tumoren oder Vergiftungen auf.

In der ersten Lebenshälfte sind Ataxien häufig die Folge genetisch bedingter neurodegenerativer oder metabolischer Erkrankungen. Diese Formen treten oft familiär gehäuft auf und betreffen neben dem Kleinhirn, häufig auch das Rückenmark und periphere Nerven. Ransmayr: „Sie sind häufig nur durch eine Untersuchung des Genoms exakt diagnostizierbar".

Risikofaktor Sturz

Gang- und Standataxie sind Risikofaktoren für Stürze und schwere Verletzungen. Das Problem von Stürzen ist heute aktueller denn je: Mehr als 71.000 Senioren stürzen jedes Jahr in Österreich so schwer, dass eine ärztliche Versorgung in einem Krankenhaus erforderlich ist. 72 % der tödlichen Unfälle in der Altersgruppe über 60 sind auf Stürze zurück zu führen.

„Spätestens nach einem Unfall - etwa bei der Einlieferung ins Krankenhaus - sollte für ältere Sturzpatienten routinemäßig das Risikoprofil erhoben und eine entsprechende Beratung bekommen", sagt Ransmayr.

In der Therapie eine Ataxie steht die Symptom-Linderung mit Hilfe einer Physiotherapie und Rehabilitation im Vordergrund. Neue gen-orientierte Therapieversuche scheinen einen günstigen Einfluss auf die Muskelkraft der Betroffenen zu besitzen. Eine Entwicklung die Ransmayr optimistisch stimmt. (red)