Für einen Grünen-Politiker pflegt Thomas Huber recht ungewöhnliche Ausgehgewohnheiten: Über mehrere Wochen marschierte er gemeinsam mit Parteifreunden immer wieder in ein illegales Wettlokal in der niederösterreichischen Kleinstadt Amstetten. Er dokumentierte seine Besuche mit Fotos, um zu beweisen, dass das umstrittene Lokal noch geöffnet ist.

Die Bezirkshauptmannschaft wurde zwar aktiv und verhängte die eine oder andere Verwaltungsstrafe, konnte sich aber erst nach längerem Hin und Her dazu durchringen, das Lokal tatsächlich zu schließen. Statt des Politikers schauen nun Polizisten dort regelmäßig vorbei, um das Aufsperrverbot zu kontrollieren.

Der Server des Automatenbetriebs, hieß es im Zuge der Ermittlungen, stehe in der Ukraine, die österreichische Behörde sei damit machtlos. Keine plausible Erklärung für Huber, der Landesgeschäftsführer der niederösterreichischen Grünen und Gemeinderat in Amstetten ist: "Entscheidend ist die Frage, wo gespielt wird." Trotzdem hat er den ukrainischen Botschafter eingeschaltet: Nach einem Brief Hubers kam Yevhen Chornobryvko zu einem Gespräch nach St. Pölten - aus Sorge um den Ruf seines Landes.

Mittlerweile hat Huber die "nicht kooperative" Bezirkshauptmannschaft bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs angezeigt, was die Behörde aber recht gelassen hinnahm.

Der Kampf gegen diverse Wettlokale beschäftigt die Grünen schon länger. Seit 2006 ist das so genannte kleine Glücksspiel in Niederösterreich erlaubt, die Grünen fürchten aber, dass dadurch auch illegalen Unternehmungen Tür und Tor geöffnet wird. In Amstetten, Mistelbach und St. Pölten haben sie Anzeige gegen aus ihrer Sicht illegale Automatenbetriebe erstattet, weitere sollen folgen. "Das kleine Glücksspiel verhindert illegales Glücksspiel nicht, wie gerne behauptet wird, sondern fördert es", ist Huber überzeugt, und ortet bloß "lasche" Kontrollen, vor allem was den Jugendschutz betrifft. (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2010)