Wien - Die Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien hat am Donnerstag bestätigt, dass von tschechischer Seite eine Anfrage bezüglich eines gemeinsamen Ermittlungsorgans zur Affäre um den Verkauf von österreichischen Pandur-II-Radpanzern an das tschechische Heer gestellt wurde. Derzeit werde darüber "Kommunikation geführt", sagte der Sprecher der Korruptionsstaatsanwaltschaft, Friedrich Koenig, auf APA-Anfrage. Man sei "sehr an Kooperation mit den tschechischen Ermittlungsbehörden interessiert".

Die tschechische Tageszeitung "Pravo" hatte in ihrer Donnerstag-Ausgabe berichtet, dass die oberste Staatsanwältin Tschechiens, Renata Vesecka, ein gemeinsames tschechisch-österreichisches Ermittlungsorgan schaffen wolle, das sich mit dem Korruptionsverdacht beim Kauf von 107 Radpanzern der österreichischen Firma Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge (SSF) für das tschechische Heer befassen solle. "Die oberste Staatsanwältin hat sich an die Staatsanwaltschaft in Wien gewandt, damit diese die Möglichkeit erwägt, ein gemeinsames Team mit österreichischen Strafverfolgungsorganen zu schaffen", wurde Veseckas Sprecherin Renata Malinova von der Zeitung zitiert.

Tschechiens Polizeipräsident Oldrich Martinu erklärte, das Ermittler-Team der tschechischen Polizei, das sich mit dem Fall befasst, arbeite von Beginn an eng mit den österreichischen Kollegen zusammen. Einige Unterlagen aus Österreich hätten die tschechischen Ermittler bereits zur Verfügung, so Martinu.

Klage von Patria

Die tschechische Anti-Korruptions-Polizei hatte sich bereits vor vier Jahren mit der Panzerwagen-Transaktion befasst - aufgrund einer Klage der finnischen Firma Patria, die Steyr-Konkurrent war und darauf hinwies, dass die Panzerwagen von Steyr überteuert seien. Später wurde der Fall an die Militärpolizei übergeben. Dabei wurden keine Unkorrektheiten festgestellt, niemand wurde beschuldigt.

Der Radpanzer-Deal machte dann vergangene Woche erneut Schlagzeilen, nachdem die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" von einem Undercover-Journalisten geheim aufgenommene Gespräche mit zwei ehemaligen Steyr-Managern veröffentlicht hatte. Aus den Gesprächen ging hervor, dass rund um das Geschäft Schmiergeld an tschechische Politiker bzw. Parteien geflossen sein soll. Die beiden Ex-Manager bezeichneten ihre Aussagen anschließend als "bitterbösen Scherz", mit dem sie den Journalisten "aufs Glatteis führen wollten". Die Zeitung beharrt jedoch auf ihrer Darstellung. Mittlerweile laufen in dem Fall Ermittlungen in beiden Ländern. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. (APA)