Je schneller der Diäterfolg, desto kürzer hält er an.

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Wer nichts oder weniger isst, nimmt unweigerlich Gewicht ab. Es ist ein einfaches Prinzip, dem die meisten Diäten folgen. Crash-, Blitz- oder Null-Diäten klingen besonders vielversprechend: Körpergewicht blitzartig schwinden zu lassen - ideal für Abnehmwillige, denen es nicht schnell genug gehen kann. Auch die so genannte Null-Diät erfreut sich großer Beliebtheit, sollen doch die überflüssigen Kilos so schnell wie möglich dahinschmelzen. Während einer Null-Diät wird, wie der Name bereits sagt, überhaupt auf eine Nahrungsaufnahme verzichtet, um möglichst rasch zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Lediglich Wasser und kalorienfreie Getränke wie ungesüßte Tees sind hierbei erlaubt.

Crash- oder Blitzdiäten zielen ebenfalls auf einen hohen Gewichtsverlust in möglichst kurzer Zeit ab. Dabei wird die Anzahl der Nahrungsmittel, die konsumiert werden, drastisch eingeschränkt, etwa im Falle der Krautsuppendiät. Häufig wird überhaupt nur ein Nahrungsmittel gegessen, beispielsweise Reis, Äpfel, Ananas oder - so skurril es klingen mag - Schokolade. Auf eine ausgewogene Ernährung wird in dieser Zeit keine Rücksicht genommen.

Gewichtsverlust nicht automatisch Fettabbau

Dass schnelles Abnehmen nicht gesund ist, ist den meisten bekannt - ebenso die Tatsache, dass nur eine langfristige Ernährungsumstellung in Kombination mit körperlicher Aktivität zielführend sein kann. Doch ist der Gewichtsverlust dringlich, werden potenzielle Nachteile in Kauf genommen. Zudem könnte einem, sollte eine radikale Diäten ansprechen, ein langwieriger Kampf gegen die Kilos erspart bleiben. Kein Wunder also, dass Crash-Diäten vielen einen Versuch Wert sind. Zu Beginn einer Radikaldiät schwinden tatsächlich schnell einige Kilos, doch der vermeintliche Gewichtsverlust ist nicht wirklich einer, denn Fett wird nicht abgebaut. "In Wirklichkeit senkt sich zwar kurzfristig durch Wasserverlust und Darmentleerung das Gewicht, mittelfristig verliert man aber Muskelmasse. Erst in einem späteren Stadium werden auch Ketonkörper aus der Fettverbrennung für die Energieversorgung verwendet", erklärt Ernährungswissen­schafterin Karin Lobner den vermeintlichen Gewichtsverlust.

Fettspeicher für schlechte Zeiten

Das Speichern von Energiereserven im Körper ist evolutionstechnisch als rettender Mechanismus programmiert, um in kargen Zeiten darauf zurückgreifen zu können. Senken Abnehmwillige ihre aufgenommene Kalorienmenge, senkt der Organismus aber gleichzeitig seinen Grundumsatz - also diejenige Energiemenge, die der Körper bei völliger Ruhe zur Aufrechterhaltung seiner Funktion benötigt. Der anfängliche Gewichtsverlust hält deshalb nur so lange an, bis sich der Körper auf den Nahrungsmangel einstellt und auf Sparmodus umschaltet. "Jede Diät, bei der man mit wenig oder keinen Kalorien auskommen soll, signalisiert dem Körper 'Hungersnot'. Der Körper spart unnötige Kalorien ein und lernt mit weniger Kalorien auszukommen. Beginnt man nach der Diät wieder wie vorher zu essen, werden die aufgenommenen Kalorien effizienter verwertet und es bleiben mehr Kalorien übrig, um sie in Fettdepots bis zur nächsten 'Hungersnot' zu lagern", so Lobner. Nicht selten wird auf diese Weise der gefürchtete Jojo-Effekt in Gang gesetzt, sodass die Waage nach der Diät langfristig mehr Gewicht anzeigt, als vorher. "Null- und Crash-Diäten sind daher bestens geeignet, um sich die Figur nachhaltig zu ruinieren", so die Ernährungswissenschafterin.

Auch wenn die diversen, sehr einseitigen Blitz-Diäten nur über eine kurze Zeitspanne gehalten werden, dem Körper schaden können sie trotzdem. "Negative Auswirkungen dieser Diäten sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, Herzrhythmusstörungen oder Mundgeruch durch die anfallenden abgebauten Ketonkörper. Auch bei psychischen Erkrankungen kann eine Crash-Diät, durch die Beeinflussung des Serotoninstoffwechsels, zu Problemen führen", erklärt Lobner.

"12 Kilo in nur 2 Wochen abnehmen"

Wie gut eine Diät wirklich ist, lässt sich nur am langfristigen Abnehmerfolg messen, das heißt, ob das Wunschgewicht konstant bleibt. Viele Diät-Anbieter werben zwar mit Erfolgsberichten - "12 Kilo in nur 2 Wochen abnehmen" - ob diese von Dauer sind, ist zweifelhaft. Denn: Je schneller der Diäterfolg, desto kürzer hält er an. Ist der Zeitrahmen einer Abspeckkur relativ kurz, liegt es nahe, nach Beendigung der Diät und quälenden Wochen mit Krautsuppe und Co. in gewohnte Ernährungsgewohnheiten zurückzufallen oder enden in Heißhungerattacken. Die Erfolgsaussichten sind daher am besten, je weniger eine Diät von der bisherigen Ernährung abweicht. (derStandard.at, 04.02.2010)