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Radovan Karadzic im Gerichtssaal

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Proteste vor den Gerichtsgebäude

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Den Haag - Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat alle Schuld von sich gewiesen. Der 64-Jährige warf stattdessen den bosnischen Muslimen vor, den Krieg provoziert zu haben. Sie hätten alle Vorschläge für eine Machtteilung zurückgewiesen, um einen fundamentalistischen islamischen Staat zu etablieren, sagte Karadzic am Montag zu Beginn seiner Verteidigung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Sein Kampf dagegen sei "gerecht und heilig" gewesen.

Karadzic muss sich wegen Kriegsverbrechen in elf Punkten während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 verantworten, darunter das Massaker an mehr als 7000 muslimischen Männern und Jungen in Srebrenica und die mehr als dreijährige Belagerung von Sarajevo. Die Anklage wirft ihm vor, er habe die bosnischen Muslime auslöschen wollen. Karadzic weist alle Vorwürfe zurück.

"Jugoslawien konnte nur durch Krieg aufgeteilt werden"

Er werde die reine Wahrheit präsentieren, sagte der ehemalige bosnische Serben-Führer weiter. Alle Konflikte nach dem Zusammenbruch des früheren Jugoslawiens in den 1990er Jahren hätten ihre Ursachen darin, dass Serben, Kroaten und Muslime um Land kämpften. "Jugoslawien konnte nur durch einen Krieg aufgeteilt werden." Aber nur die Taten der Serben würden als Verbrechen behandelt, sagte Karadzic weiter. Er verteidigt sich selbst und hat zwei Tage Zeit für eine einleitende Stellungnahme.

Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich einige Überlebende der Gräueltaten. "Wir sind heute hier, um der ganzen Welt zu zeigen, dass die Opfer noch am Leben sind", sagte Melina Hadziselimovic von der Organisation Mütter von Srebrenica. "Und wir warten auf Wahrheit und Gerechtigkeit."

Karadzic erschien vor den Richtern in einem schwarzem Anzug. Seine weißen Haare waren wie üblich zerzaust. Die vorbereitete Stellungnahme trug er in Serbisch vor. Dabei sprach er häufig von sich selbst in der dritten Person. Seine Behauptungen versuchte er unter anderem mit Videos und Tonbandmitschnitten zu untermauern. Hinter ihm saß sein vom Gericht bestellter Pflichtverteidiger Richard Harvey. Dieser soll Karadzics Verteidigung übernehmen, sollte dieser wie im Herbst den Prozess boykottieren oder das Verfahren behindern. Karadzic droht eine lebenslange Haftstrafe. (Reuters)