In der Quargel-Affäre stinkt es zum Himmel. Und es ist nicht nur der mit Listerien vergiftete Käse selbst, sondern wie und wann vor dem potenziell tödlichen Nahrungsmittel gewarnt wurde.

Schon klar, eine offizielle Warnung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) oder durch das Gesundheitsministerium darf nicht leichtfertig veröffentlicht werden. Von der "Listerie" zur Hysterie ist es bei entsprechendem medialen Unterfutter ein kurzer Weg. Aber auch bei aller Wertschätzung für notwendige Checks, Gegenchecks und Rechecks dreht sich einem bei manchen Details der unappetitlichen Causa der Magen um. Schlimm genug, dass der gemeine Dungkäfer die Gefahr eingeschleppt haben soll, weil Fenster undicht waren.

Was aber mindestens genauso erschreckend ist, waren die drei Tage, die vergingen, bis der überführte Auslöser der Erkrankungen, nämlich der Quargel, der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die sinngemäße Erklärung lautet: weil ein Wochenende dazwischenlag. Die verheerende Botschaft ist also: Liebe Leute, wir sind sehr um eure Gesundheit bemüht, aber bitte nur während der Amtsstunden.

Viel hat Gesundheitsminister Alois Stöger bisher noch nicht dazu beigetragen, diesen bürokratischen Skandal aufzudecken. Er sollte sich beeilen, denn Lebensmittelskandale, wie etwa das Gammelfleisch (2006) oder die Dioxinwurst (2008), liegen verunsicherten Konsumenten - und Wählern - immer schwer im Magen. (Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 2.3.2010)