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Foto: AP/Sucheta Das

Die vorherrschenden irrigen Vorstellungen über die Rolle der Spekulation sind in den Rohstoffmärkten noch krasser als bei Währungen.  Das ORF-Weltjournal hat am vergangenen Mittwoch in einem langen Beitrag zu zeigen versucht, wie Spekulanten die Nahrungsmittelpreise in die Höhe treiben und damit den Hunger in der Welt verschärfen.  Mein Standard-Kollege Andras Szigetvari stieß in seinem Kommentar am Wochenende in das gleiche Horn.

Nun kann Spekulation bei Rohöl, Getreide oder Reis zwar kurzfristige Preisschwankungen auslösen, die wenig mit den realen wirtschaftlichen Bedingungen zu tun haben, aber sie kann die Gesetze von Angebot und Nachfrage nicht außer Kraft setzen.

Eine spekulative Blase muss irgendwann wieder platzen – so wie es bald nach dem überzogenen Ölpreis von 148 Dollar pro Fass im Sommer 2008 geschehen ist. Denn wenn der Preis steigt, erhöht sich das Angebot und sinkt die Nachfrage Wie ein Pendel kehrt der Preis nach einiger Zeit dorthin zurück, wo ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrscht.

Spekulationen haben daher mittelfristig – also über einige Monate hinaus- auf den Preis einer Ware  keinen Einfluss. Händler, die das nicht begreifen, verlieren am Ende ihr Hemd: siehe die Geschichte der Gebrüder Hunt, die in den achtziger Jahren den Silberpreis zu manipulieren versuchten.

Wenn Lebensmittel – wie in den vergangenen Jahren  - nachhaltig teurer werden und damit den Hunger verschlimmern, dann liegt das an der steigenden Nachfrage von China und Indien und der zu geringen Ausweitung der landwirtschaftlichen Produktion in weiten Teilen der Welt, sei es durch Dürre oder ausgelaugte Böden – nicht an kurzfristigen Spekulationen.

Der spekulative Rohstoffhandel kann – und er tut es immer wieder auch - genauso gut dazu führen, dass die Agrarpreise dramatisch fallen. Für diesen Fall stehen Reporter auch mit eindrucksvollen, anklagenden Berichten bereit – über die armen Bauern, die für ihre Produkte so wenig bezahlt bekommen, dass sie nicht davon leben können.