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Bis zum 80. Lebensjahr gehen rund 30 Prozent der Muskeln verloren.

Foto: AP/Robert F. Bukaty

Wiesbaden - Das Altern des Körpers wird zuerst auf der Haut sichtbar und in den Gelenken spürbar. Unbemerkt bleibt oft, dass auch die Muskelmasse im Alter abnimmt - mit gefährlichen Folgen für die Gesundheit, vor denen Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) warnen. Dimensionen des Alterns sind unter anderem Thema auf dem diesjährigen 116. Internistenkongress der DGIM, der vom 10. bis 14. April 2010 in Wiesbaden stattfindet.

Auch gesunde Menschen verlieren im fortgeschrittenen Alter an Muskelmasse. Bis zum 80. Lebensjahr gehen etwa 30 Prozent verloren, erläutert Kongresspräsident Jürgen Schölmerich von der Universität Regensburg: "Wir spüren dies nicht, da sich die meisten Tätigkeiten im Alltag heute mit geringer Muskelmasse bewältigen lassen. Die Diagnose Sarkopenie wird oft erst gestellt, wenn es zu einem schweren Sturz gekommen ist."

Stürze und Geh-Störungen

Tatsächlich ist die Muskelschwäche die häufigste Ursache für Stürze im Alter. Auch an den Sturzrisiken Nummer zwei und drei, den Störungen von Gang und Gleichgewicht, ist häufig eine Muskelschwäche beteiligt. Viele Stürze führen zu Knochenbrüchen, die oft lange Krankenhausaufenthalte mit sich bringen. Schließlich führen Komplikationen wie Thrombosen oder Lungenentzündungen häufig zum Tod."Die Sarkopenie gehört eindeutig zu den unterschätzten Gesundheitsrisiken im Alter", betont Schölmerich.

"Timed Up & Go Test"

Bei übergewichtigen Menschen ist die Sarkopenie oft schwer zu erkennen. Ein Zeichen kann ein Wadenumfang von weniger als 31 Zentimeter sein. Die gestörte Beweglichkeit prüft der Arzt mit dem "Timed Up & Go Test": Gemessen wird die Zeit, die ein Patient benötigt, um von einem Stuhl mit Lehne aufzustehen, drei Meter nach vorne und zurück zu gehen und sich wieder zu setzen. "Bei einer Sekundenzahl bei 14 oder darüber, ist die Gangsicherheit eingeschränkt; ab 20 Sekunden ist die Mobilität eingeschränkt", sagt Schölmerich.

Sport und gesunde Ernährung

Dabei sei eine Sarkopenie kein unvermeidbares Schicksal. "Muskelkraft und Beweglichkeit lassen sich auch im Alter durch Sport steigern", erläutert Reto W. Kressig, Extraordinarius und Chefarzt für Geriatrie an der Universität Basel. Er rät allen älteren Menschen, sich fünf Mal in der Woche eine halbe Stunde körperlich zu betätigen. Höchstleistungen sind nicht erforderlich: Bereits normale Haus- und Gartenarbeit, häufiges Treppensteigen, Nordic Walking oder ein ausgedehnter Spaziergang stärken die Muskeln. Aber auch Gymnastik oder ein Krafttraining können Senioren durchführen.

Wichtig für ein erfolgreiches Altern ist auch eine gesunde Ernährung. "Muskeln benötigen genügend Eiweiß, vor allem wenn durch das Training neue Muskelmasse aufgebaut werden soll", erläutert Kressig. Der Experte verordnet vielen Patienten Vitamin D, das einen wesentlichen Einfluss auf die Muskelfunktion hat. Studien haben gezeigt, dass eine ausreichende Vitamin D-Zufuhr die Sturzrate von älteren Erwachsenen um bis zu 50 Prozent senken kann. Die meisten Senioren hätten jedoch einen Vitamin D-Mangel, so Kressig, da das Hormon in unseren Breitengraden vermindert in der Haut gebildet werde. (red)