Wien - "Bei uns wird geschlägert, ohne aufzuforsten - weil man nicht weiß, ob was daraus wird." Georg Wick, seit einem Monat Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, kann nicht fassen, dass es in Österreichs Forschungspolitik zwar zu Hauf Bekenntnisse zur Nachhaltigkeit gibt, diese aber nicht umgesetzt werden. "Ich dachte, wir hätten ein fixes Budget, dabei wissen wir heute noch nicht, wie viel Geld wir heuer haben."

Spätestens im Juni wird es beim FWF kritisch, dann ist kein Geld mehr da und es können keine neuen Förderanträge mehr bewilligt werden. Wick bezifferte sein Budgetloch mit 25 Millionen Euro, abzüglich der verordneten Kürzung der Ermessensausgaben betrage es sogar 27 Mio. Euro. Werden bis dahin keine Sondermittel zugeteilt, müsse der FWF seine Tätigkeit auf die laufenden Projekte (meist für drei Jahre projektiert, Anm.) reduzieren.

Betroffen sind davon hauptsächlich die Universitäten und die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), sie bekommen 93 Prozent der FWF-Mittel; 2002 waren das 92,2 Mio. Euro nach 93,9 Mio. Euro im Jahr davor. Davon kamen 45,1 Mio. Euro vom Bund, 19,6 aus den Sondermitteln der Bundesregierung und 27,5 Mio. Euro von der Nationalbank.

Nicht minder kritisch als beim FWF ist die Situation der Universitäten und der Akademie der Wissenschaften (ÖAW): Die Unis müssen die Studiengebühren zum Stopfen von Löchern bei Personal-und Sachkosten verwenden. "Weil die fünfprozentige Bindung der Ermessensausgaben Einsparungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro notwendig macht", rechnete Rektorenchef Georg Winckler vor. Für die notwendigen Maßnahmen zur Implementierung des Universitätsgesetzes bleibe nichts übrig.

"Ums Überleben" geht es bei der ÖAW, deren Budget, wie berichtet, auf den 27,756 Mio. Euro aus dem Jahr 2000 eingefroren wurde, also keine Inflationsanpassung erfolgte. Nun stehen Institutsschließungen im Raum.

Eigentlich wollten die - nach Eigendefinition "drei W" - mit am Podium saß auch ÖAW-Präsident Werner Welzig - nicht über Geld reden, sondern nur die im Regierungsprogramm angekündigte Bildungs- und Forschungsinitiative der Bundesregierung einmahnen. Der Regierung sei bewusst, dass für die Landesverteidigung gutes militärisches Gerät notwendig sei, meinte Welzig in Anspielung auf den Abfangjägerkauf. "Doch ist der Regierung auch bewusst, dass für die Verteidigung des Landes gute wissenschaftliche Köpfe ebenso notwendig sind? Souveränität in der Luft ist ein wichtiges Ziel. Qualität am Boden ein nicht weniger wichtiges." Winckler mahnte den Generationenvertrag ein, der auch gute Arbeitsplätze inkludiere. Das gehe ohne Geld nicht. (ung/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 4. 2003)