Schilf am Neusiedlersee.

Foto: Robert Newald
Grafik: STANDARD

Die Ruster Schwelle - in manchen Karten auch als Ruster Hügelland bezeichnet - wird von Wanderern höchst selten aufgesucht, obgleich der Höhenzug, der um etwa hundert Meter den südlichen Neusiedlersee im Westen überragt, mehr Beachtung verdiente. Die niedrige Erhebung besticht durch einen grandiosen Überblick und beschert den Besucher mit völlig neuen Aspekten des größten Gewässers im Osten Österreichs. Über die Weingärten hinweg hat man Sicht auf den ganzen See und schaut bis weit ins Ungarische und gewinnt einen hervorragenden Eindruck von den riesigen Schilffeldern, die in ihrem Ausmaß in Europa nur noch vom Donaudelta übertroffen werden.

Wählt man die Runde, derart dass der Rückweg direkt am Rande des Schilfes erfolgt, lassen sich weitere, recht interessante Aspekte erleben. In dem Rohrdickicht tummeln sich bereits die Graugänse und Reiher, auch einige Störche suchen die seichten Uferzonen schon nach Nahrung ab. Hier hielt der Frühling am frühesten seinen Einzug.
Dass die Runde fast nur durch freies Gelände führt und auch direkt auf der Höhe der Ruster Schwelle von den unbelaubten Bäumen kein Schatten zu erwarten ist, mag in der warmen Jahreszeit ein Nachteil sein, jetzt aber kann man dort Sonne tanken und obendrein einen Teil des Burgenlandes von einer unbekannten Seite kennenlernen.
Während im Wienerwald und in den Voralpen die Böden durch die Schneeschmelze noch mitunter grundlos sind, zeigen sich die Wege auf der aus wasserdurchlässigem Kalk bestehenden Ruster Schwelle weitgehend trocken, zudem verläuft ein Teil der Route auf asphaltierten Radwegen. Die Radler jedoch haben größtenteils ihre Saison noch nicht begonnen, sodass Wanderer und Velozipedisten einander nicht in die Quere kommen.
Die Runde weist natürlich keine Schwierigkeiten auf. Obwohl die in manchen Karten verzeichneten Markierungen nicht existieren, gibt es keine Orientierungsprobleme. Zudem ist die Gegend sehr übersichtlich und einfach gegliedert.

Die Route: Vom Zentrum Rusts geht es ein Stück auf der Straße in Richtung Mörbisch, dann folgt man der roten Weitwandermarkierung nach rechts durch die Vogelsanggasse in die Weingärten. Man erreicht einen Radweg und steigt auf diesem bis zum Wald an. Gehzeit ab Rust eine Stunde. Direkt am Waldrand - unmittelbar vor einem Brunnen - zweigt man nach links ab und gelangt nun ohne Markierung bald darauf zur fast schnurgeraden Goldbergallee, der man über den Goldberg hinweg bis zum Ende folgt. Gleich nach einer Bauschuttdeponie hält man sich links, steigt zum höchsten Punkt der Runde an und folgt dann kurz dem Asphalt. Weiter geht es nach rechts in die Weingärten bis zum Radweg, auf dem man nach Mörbisch gelangt. Ab Brunnen 1½ Stunden.
Man wandert in Richtung See weiter, bei der Sonnengasse hält man sich links auf den Radweg und gelangt direkt am Rande des Schilfs in rund 1½ Stunden nach Rust. ((Bernd Orfer/DER STANDARD/Album/Printausgabe, 06./07./3.2010)