Bild nicht mehr verfügbar.

Spielerisch ist Manchester United ein Top-Verein - jedoch höchst verschuldet. Finanzinvestoren stürmen jetzt zur Rettung.

Foto: Reuters/Roddis

Wien - Einige Banker und Financiers der Londoner City wollen den britischen Traditions-Fußballklub Manchester United übernehmen. Eine Gruppe von Citybankern hat sich unter dem Namen "Red Knights" zusammengetan, um den britischen Verein um mehr als eine Milliarde Pfund (1,11 Mrd. Euro) zu kaufen.

Und, so ungewöhnlich das klingt, die roten Ritter wollen ManU wieder weniger gewinnorientiert führen. Der einst börsennotierte Verein wurde erst vor wenigen Jahren schrittweise vom US-Investor Malcolm Glazer übernommen und wieder von der Börse genommen. Insgesamt 800 Mio. Dollar (587 Mio. Euro) hat er für den Verein gezahlt. Sein Engagement brachte einen sehr viel stärkeren Gewinnfokus, neue Sponsoren wie den inzwischen notverstaatlichten Versicherer American International Group und viel Finanzierung über Kredit.

Mit der höheren Verschuldung sollte auch die Eigenkapitalrendite für die neuen Eigentümer erhöht werden. Diese Entwicklungen wollen die "Red Knights" nach eigenen Angaben wieder umkehren und, so Keith Harris, Chef der britischen Investmentbank Seymour Pierce, den Verein stärker für die Fans führen.

Heute hat Manchester Schulden in Höhe von fast 800 Mio. Euro, bei einem jährlichen Umsatz von 327 Mio. Euro (der drittgrößte Verein Europas nach dieser Kennzahl). Der Schuldenberg hat immer wieder zu Protesten von Fans geführt, und Plakate wie "Love United, Hate Glazer" während der Spiele gehören längst zur Tagesordnung. Die Glazer-Familie hat zudem Anfang des Jahres den Kapitalmarkt angezapft und zur Refinanzierung eine 500 Mio. Pfund große Anleihe begeben.

Die roten Ritter werden neben Harris von City-Größen wie Jim O'Neill, Chefökonom der US-Investmentbank Goldman Sachs, angeführt. Die "Red Knights" wollen zwar als weiße Ritter für "ihren" Klub auftreten (einige waren bereits vor dem Glazer-Engagement in der Geschäftsführung oder dem Aufsichtsrat tätig), doch das jetzige Angebot dürfte wohl aufgrund der hohen Schulden des Vereins nicht ausreichen. Vertreter der Glazer-Familie haben zudem bereits angedeutet, dass sie den Klub nicht verkaufen wollen und darüber hinaus auch ihre Geschäftsbeziehungen mit den roten Rittern, also etwa Goldman Sachs, auf Eis legen wollen. Das Übernahmematch um Manchester United ist damit angepfiffen. (Lukas Sustala, DER STANDARD Printausgabe, 8.3.2010)