Bad Vöslau - Es ist ein Grundstück in bester Lage in Bad Vöslau: In der Florastraße, mitten im Villenviertel, steht die Louisenvilla. Ein Haus mit bewegter jüdischer Geschichte - auf einem gut 2600 Quadratmeter großen Grundstück. Sowohl der historische Baumbestand als auch die Villa könnten bald verschwinden: Eine Wiener Baufirma, die das Grundstück erworben hat, soll dort betreute Wohneinheiten errichten, sprich: Wohnungen für ältere Menschen, die speziell für deren Bedürfnisse ausgerichtet sind. 35 an der Zahl sollen es nach vorläufiger Planung werden.
Schon seit längerem protestiert die Bürgerinitiative Florastraße gegen die Verbauung des Grundstücks. Den Anrainern geht es vor allem darum, das Ortsbild zu schützen - schließlich bestehe in dem Ortsteil "Ensembleschutz" für die diversen Villen. Außerdem sieht die Bürgerinitiative eine Gefahr für Thermalbad, Quellen und Brunnen - und ärgert sich über die Idee, einen regelrechten "Verkehrserreger" in die verkehrsberuhigte Zone zu bauen.
Kurz vor den Gemeinderatswahlen haben sich nun alle Oppositionsparteien des Ortes auf die Seite der Bürgerinitiative und damit gegen Bürgermeister Christoph Prinz (Liste Flammer) gestellt - selbst die ÖVP, deren Landespartei betreutes Wohnen eigentlich sehr forciert. Denn die Bad Vöslauer Schwarzen vermuten Unregelmäßigkeiten hinter dem Projekt. So sollen auf dem Grundstück Eigentumswohnungen entstehen. "Das widerspricht dem Sinn von betreutem Wohnen", sagte ÖVP-Stadtparteiobmann Franz Neuhold dem Standard. Denn versterben die Eigentümer, dann ginge die Wohnung an die Erben über. Eine Weitervermietung an jemanden, der eine betreute Wohneinrichtung brauche, werde damit unmöglich.
Neuhold fragt sich: "Gibt es Absprachen? Profitiert jemand von dem Bauvorhaben?" Schließlich entstünden auf diesem Umweg Eigentumswohnungen in bester Lage, was noch dazu der Flächenwidmung widerspreche.
Bürgermeister Prinz versucht zu kalmieren: "Es ist noch gar nicht klar, ob wir das Haus schleifen oder Bäume gefällt werden." Das Projekt werde derzeit in einem Expertengremium diskutiert, schließlich gebe es noch gar keinen Einreichplan - und damit sei auch die Entscheidung noch nicht gefallen, ob in dem Wohnhaus Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen sollen. Eines ist für Prinz aber klar: "Von vornherein zu sagen, man darf dort niemanden bauen lassen - das geht einfach nicht."
Spannend wird die Frage nach Eigentums- oder Mietwohnungen auch im Hinblick auf mögliche Förderungen durch das Land Niederösterreich: Die würden für betreutes Wohnen ausgeschüttet, ergab eine Nachfrage des Standard im Büro des zuständigen Finanzlandesrates Wolfgang Sobotka (ÖVP) - allerdings nur für Mietwohnungen. (Andrea Heigl/DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2010)