Frankfurt am Main  - Die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hält den Internationalen Frauentag für überflüssig. "Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer", forderte die Herausgeberin der Zeitschrift "Emma" in einem "kontroversiellen" Gastbeitrag für die "Frankfurter Rundschau".

Die deutsche Tageszeitung lässt in einem Pro und Contra-Beitrag zwei Feministinnen unterschiedlicher Generationen urteilen. Die TV-Moderatorin Caroline Korneli (geb. 1982) nimmt in dem Beitrag Partei für den Frauentag. Ihre Argumentation: "Solange die Frau es schwerer hat als der Mann, soll sie auch einen Frauentag haben."

"Sozialistische Erfindung"

Für die Feministin Alice Schwarzer ist das allerdings kein ausreichender Grund. Sie argumentiert auf politischer Ebene: Der 8. März sei eine "sozialistische Erfindung", die auf einen Streik von Textilarbeiterinnen zurückgehe. Die Frauenbewegung sei aber bekanntermaßen Anfang der 1970er Jahre im Westen nicht zuletzt aus Protest gegen die Linke entstanden. "Eine Linke, die zwar noch die letzten bolivianischen Bauern befreien wollte, die eigenen Frauen und Freundinnen aber weiter Kaffee kochen, Flugblätter tippen und Kinder versorgen ließ."

Die realsozialistischen Länder seien in den obersten Etagen bekanntermaßen auch frauenfrei gewesen, schreibt Schwarzer weiter. "Unter diesen Vorzeichen ist die Übernahme des sozialistischen Muttertags als ,unser Frauentag' für Feministinnen, gelinde gesagt, der reinste Hohn." (APA/AFP)