Niederösterreich hat auch bei Bernard Madoff Geld verloren. Im Juni 2008 war man rund um die Veranlagung der Wohnbaudarlehen mit 40 Millionen Euro in den Madoff-Zubringerfonds Alpha Prime eingestiegen, geht aus Unterlagen der für Niederösterreichs Vermögen zuständigen Fibeg, die dem Standard vorliegen, hervor. Im Dezember darauf platzte in New York das Betrugssystem Madoffs. Die Fibeg hat sich laufenden Gerichtsverfahren angeschlossen.
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Wien - Ein schlechtes Zeugnis stellen die Vor-Ort-Prüfer der Nationalbank der niederösterreichischen Hypo Investmentbank (HIB) aus, die sie 2009 unter die Lupe genommen haben. Sie kritisieren Abwicklung, Organisation und Risikomanagement in der landeseigenen Bank sowie grobe Mängel im internen Kontrollsystem. Weder Risikomanagement noch Kontrollmechanismen seien dem Risiko, das den geprüften Geschäften innewohnt, angemessen, Stresstests der Komplexität der Deals nicht angepasst worden. Laut HIB habe man die Verbesserungen bereits eingeleitet. Die Causa HIB spielt auf der Bühne St. Pölten, wo die Veranlagungen der niederösterreichischen Wohnbaudarlehen für Unruhe sorgen. Sie haben an Wert verloren, laut Fibeg-Chef Herbert Höck um 600 Mio. Euro. Die Fibeg ist für Niederösterreichs Vermögen zuständig.
Wie berichtet haben die Bankenaufseher zwei Hypo-Deals intensiv ausgeleuchtet: Die ca. 150 Mio.Euro schwere Anleihe "Aquarius" rund um wertlos gewordene Papiere der Pleite-Bank Lehman Brothers und das irische Spezialvehikel Augustus.
Aquarius wurde unter Einschaltung der liechtensteinischen Lessika bei der französischen BNP gezeichnet; die hat dafür die Lehman-Papiere (überteuert) gekauft. Die Justiz ermittelt wegen Verdachts der Bilanzfälschung gegen die Bankchefs Peter Harold und Richard Juill, es gilt die Unschuldsvermutung. Sie verweisen auf Gutachten, die die Bilanzierung abgesegnet hätten.
In der Dubliner Tochter Augustus Fundings Ltd. stecken verschiedenste strukturierte Produkte, die krisenbedingt unter Wasser geraten sind. Für die Refinanzierung (800 Mio. Euro) sorgte die Investmentbank per Kredit. Die Aufsicht sieht das (anders als die Banker) als massive Überschreitung der Großveranlagungsgrenze; die Banker sind dabei, das Geschäft zurückzufahren, was Verluste bringt.
Beim Aquarius-Deal vermissen die Prüfer laut ihremBericht einen expliziten Aufsichtsratsbeschluss, zudem die ausreichende und ordnungsgemäße Dokumentation. So habe man sich bei der Zahlungsanweisung der rund 150 Mio. Euro mit einer E-Mail begnügt. Überhaupt seien die Verträge nicht ausreichend, manche lägen zwar vor - freilich ohne Unterschrift. Bei der Anleihe selbst monieren die Notenbanker die Überprüfung der Marktkonformität und des Kontrahenten-Risikos.
Zudem fehlt den Prüfern die Dokumentation der zusammenhängenden Transaktion, die über den Umweg Lessika lief; die Vaduzer Anstalt gehört Stiftungen, die den HIB-Geschäftspartnern Michael Dirnegger und Hans-Michael Schania zuzurechnen sind. Ihre (von der HIB indirekt mitfinanzierte) Aurelius managt die strukturierten Produkte für die Bank. Laut OeNB-Bericht arbeitet Lessika auch abseits von Aquarius mit der Investmentbank zusammen.
Geld verloren haben die Niederösterreicher übrigens auch bei Bernard Madoff. Laut dem Standard vorliegenden Fibeg-Unterlagen wurden am 30. Juni 2008 genau 40 Mio. Euro in den Madoff-Zubringerfonds Alpha Prime gesteckt, im Dezember 2008 flog Madoffs Betrugssystem auf, die Investments wurden wertlos. Aus der Fibeg ist zu hören, dass man sich Prozessen gegen die Depotbanken angeschlossen habe. Im Board des Fonds Alpha Prime war Ex-Börsechef Stefan Zapotocky, der kurz auch im Investmentbeirat der Niederösterreicher saß, dort aber nicht aktiv wurde. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.03.2010)