Andreas Nunzer wird am kommenden Sonntag vermutlich zum Spitzer Bürgermeister gewählt werden. Er hat auch die Unterstützung der Familie des vor zwei Jahren mit Strychnin vergifteten Ortschefs Hannes Hirtzberger

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Spitz an der Donau - Spitz stand kopf - und einer musste kühlen Kopf bewahren. Im Februar 2008, als Bürgermeister Hannes Hirtzberger mit einer mit Strychnin versetzten Praline vergiftet wurde, übernahm Andreas Nunzer dessen Agenden. Hirtzberger liegt seither im Wachkoma, der Täter erhielt eine lebenslange Haftstrafe. Vizebürgermeister Rupert Donabaum konnte die Geschäfte des beliebten Ortschefs aus gesundheitlichen Gründen nicht führen.

In der Gemeinde scheint es kaum Zweifel daran zu geben, dass der vor zwei Jahren von den Gemeinderäten ernannte Vertreter Hirtzbergers am 14. März zum Bürgermeister gewählt wird. Für Café-Inhaber Martin Brunner steht fest: "Das Wichtigste für die Gemeinde" - nämlich den Hochwasserschutz - "hat er schon geschafft." Am 1. März war offizieller Spatenstich für eine 1,7 Kilometer lange Hochwassermauer.

Nach Brunners Meinung hat Nunzer die Situation "mit Bravour gemeistert". Eine Meinung, die im Ort viele teilen. Skeptiker sagen nur vorsichtig, sie seien "gespannt" auf den Wahlausgang. An der Mandatsverteilung in der Gemeinde werde sich "nicht viel ändern", schätzt Brunner. 2008 erhielt die Liste "WIR - ÖVP Spitz Positiv" 62,8 Prozent der Stimmen und hält 13 Mandate, die SPÖ und die Spitzer Gemeindeliste jeweils drei. Um ein Mandat könne sich etwas verschieben, schätzt Brunner, mehr Veränderung hält er aber nicht für möglich.

Abwanderung der Jungen stoppen

So sieht es auch ein "überzeugter Spitzer", der seinen Namen lieber nicht nennen möchte. Allerdings zeigt er sich mit dem Kurs in der Gemeindepolitik nicht so zufrieden. "Seit 30 Jahren wird nur auf den Tourismus gesetzt, gewisse Sparten werden im Ort nicht gewollt oder gefördert", kritisiert er. Das wäre aber wichtig, um die Abwanderung der Jungen in die Städte zu stoppen.

"Aktive Betriebsansiedlung"

Die SPÖ setzt auf das Thema "aktive Betriebsansiedlung". Sie stößt sich zudem an einem Kauf eines Grundstücks durch die Gemeinde, das "überteuert" gewesen sei. Spitzenkandidat Kurt Trautsamwieser hofft, am Sonntag das vierte Mandat wieder zu gewinnen, das seine Partei in Spitz 2005 verloren hat. Nunzer geht davon aus, die Mandatszahl zu halten und freut sich, "wenn wir dazugewinnen".

Im Wahlkampf setzt die WIR auf Hausbesuche und Plakate, auf denen Kandidaten und Unterstützer gleichberechtigt und ohne Reihung aufgelistet sind. Der Name der Brüder und der Frau des vergifteten Bürgermeisters stehen auch darauf.(DER STANDARD Printausgabe 11.3.2010)