Wien - Neue Aufregungen in der Causa Meinl. Der Chef der Meinl Bank, Peter Weinzierl, erhebt den Vorwurf, Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer habe zugunsten der Bestellung des (inzwischen abberufenen) Sachverständigen Thomas Havranek interveniert. Er bezieht sich auf das Protokoll einer Telefonüberwachung der Justiz im März 2009; da habe Böhmdorfer gemeint, „ich habe Havranek bei der Staatsanwaltschaft in der Meinl Sache reingebracht". Der Staatsanwalt, der die Überwachungscausa (rund um die finnische Rüstungsschmiede Patria) führte, sei Volker Sackmann gewesen, der nun in der Causa MEL als zweiter Staatsanwalt fungiert.

Weinzierl, wie Julius Meinl V. Beschuldigter im Strafverfahren (es gilt die Unschuldsvermutung), fordert nun die „lückenlose Untersuchung dieser Sache" auch durch die Justizministerin, es könne „nicht sein, dass ein Ex-Minister wegen alter Seilschaften Einfluss auf aktuelle Verfahren nimmt". Zur Erinnerung: Böhmdorfer vertritt MEL-Anleger; mit einigen wurden außergerichtliche Vergleiche geschlossen.

Weinzierl ortet auch etliche andere personelle Verquickungen; so sei Böhmdorfer „privat eng mit dem von ihm bestellten Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Werner Pleischl, befreundet." Pleischl dazu: „Ich habe im Ministerium für den Justizminister gearbeitet, und, ja, er hat mich auch für den Posten in der Oberstaatsanwaltschaft vorgeschlagen." Im übrigen halte er das Meinl-Verfahren inzwischen für „extravagant".
Böhmdorfer dementiert die ganze Geschichte, Havranek hält sie für „Schwachsinn" und erinnert daran, dass er vom damaligen Staatsanwalt Karl Schober bestellt worden ist. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.4.2010)