Wien - Nach fast zwei Jahren hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) der neuen Vorsorgekasse "fair-finance" am Dienstag (9. März) die Konzession erteilt, gab fair-finance-Gründer und Vorstand Markus Zeilinger am Donnerstag vor Journalisten bekannt. Der Konzessionsantrag wurde am 9. April 2008 gestellt - die Finanzkrise sowie die nach Ansicht der FMA unsichere Eigentümerstruktur des Unternehmens verzögerten die Genehmigung bis dato. "Die FMA wollte jegliches Risiko ausschließen und hat Dinge geprüft, die vor der Krise nicht geprüft worden wären. 2003 hätte der ganze Prozess zwei Monate gedauert", erklärte Zeilinger, ehemaliger Chef der Bonus Pensionskassen AG, die Verzögerung.

fair-finance ist nunmehr die 10. betriebliche Vorsorgekasse in Österreich und will bis 2012 einen Marktanteil von fünf Prozent erreichen. Noch heuer möchte das Unternehmen 40.000 Anspruchsberechtigte akquirieren. Der Gesamtmarkt umfasst 2,3 Millionen Anwartschaftsberechtigte der "Abfertigung Neu". Durch die gesetzliche Verpflichtung der "Abfertigung Neu" müssen alle Unternehmen und Selbstständigen Beiträge (1,53 Prozent der Bruttolohnsumme) für die Mitarbeiter und für sich selbst an eine der betrieblichen Vorsorgekassen abführen.

"Faire Kosten und Zinsen"

Ein faires und nachhaltiges Produkt muss nicht aus dem Lebensmittel- oder Textilbereich kommen. Die neue Abfertigungskasse versteht sich als "sozialverantwortliches" Unternehmen, bei dem Profitmaximierung nicht im Vordergrund stehe. fair-finance will bei seinen Kunden mit fairen Kosten, Zinsen und mit einem genossenschaftsähnlichen Modell, bei dem jeder Kunde mit 10 Prozent am Gewinn beteiligt ist, punkten. Die laufenden Verwaltungskosten betragen 1,7 Prozent und sind fix - also nicht nach Dienstjahren gestaffelt, wie das bei manchen Anbietern üblich ist.

fair-finance bietet nach eigenen Angaben als einziger Anbieter eine unbefristete Zinsgarantie an - derzeit beträgt die Garantiehöhe 2,25 Prozent p.a. und wird in Zukunft jährlich auf Basis des Garantiezinses der Lebensversicherungen festgelegt. Die Vorsorgekasse garantiert außerdem keine erhöhten Verwaltungskosten, Sicherungskosten und keine Minderperformance, erläuterte Zeilinger das Konzept, mit dem man neben der Konkurrenz bestehen will. Das Geschäftsmodell sieht vor, Finanzprodukte ohne Vertriebsprovisionen anzubieten, dafür aber mit einem besseren Preis-Leistungsverhältnis zulasten der Gewinnmarge.

Zeilinger schwebt mit fair-finance eine Vision vor: Das Angebot fairer Finanzdienstleistungen soll kontinuierlich ausgebaut werden, man wolle eine Vorreiterrolle einnehmen und Verhaltensänderungen in der Finanzindustrie erreichen - zum Beispiel bei Dienstleistungen wie Versicherungsmakler oder Vermögensberatung. Ziel sei es, einen Private Equity Fonds für nachhaltiges Kapital aufzustellen. Wann, steht noch nicht fest.

2008 stand fair-finance noch im Eigentum von 15 Privatpersonen inklusive der Beteiligung des Managements. "Das hat der FMA nicht gefallen", so Zeilinger. Im zweiten Quartal 2009 wurden zwei neue Eigentümer an Bord geholt: Die sozial-ökologische Genossenschaftsbank GLS und die oeco capital Lebensversicherung, eine Tochter der Concordia Gruppe. Beiden halten jeweils 30 Prozent am 3 Mio.-Euro-Grundkapital und sind im Bereich alternativer Finanzdienstleistungen tätig. Die übrigen 40 Prozent teilen sich 17 Privatpersonen. (APA)