Wien - Die weiträumigen Absperrungen anlässlich des Bologna-Gipfels betrafen am Donnerstag viele Institutionen in der Wiener Innenstadt, manche etwas heftiger: Nur jeweils eine Vorstellung war im Programm des Österreichischen Filmmuseum für "Eine Stunde" (Peter Pewas, 1941) und "Der verzauberte Tag" (Peter Pewas, 1944, beide am 12.3., 19:00) sowie für "Wilhelmsburger Freitag" (Egon Monk, 1964, 21:00) vorgesehen; die Logistik seltener Filmkopien ist aufwändig. Das Personal hatte schon Probleme, rechtzeitig am Dienstort zu erscheinen - was macht interessiertes Publikum?

Das Filmmuseum gab am Nachmittag in einer Aussendung den Tipp, einen Zugang über die Sperre vor dem Hotel Sacher nicht zu versuchen (da komplett dicht), sondern es eher über die Operngasse (bei den Bundestheaterkassen) zu probieren.

Elimination des öffentlichen Raumes

Mit dem Tipp verbunden ist eine Protestnote gegen den Umgang mit öffentlichem Raum rund um Staatoper und Albertina: Entgegen der Auskünfte der Pressestellen von Polizei und Innenministerium würden Menschen, die Kulturinstitutionen, Lokale oder Büros im Bereich der Hofburg (beispielsweise Filmmuseum, Albertina, Augustinerkeller) besuchen wollen, an den Sperren anlässlich des Bologna-Gipfels nicht durchgelassen. Wer sich davon nicht abhalten lassen möchte, solle seinen Unmut vor Ort deutlich machen.

Filmmuseums-Direktor Alexander Horwath: "Es ist eine absolute Frechheit von Seiten des Innenministeriums, dass man - noch dazu ohne jegliche vorherige Information der Betroffenen - einen der kulturellen Zentralbezirke Österreichs mit dem Argument des Schutzes der Öffentlichkeit sperrt. Dies bringt genau das Gegenteil hervor: die Elimination des öffentlichen Raumes. Man verunmöglicht damit, dass die Öffentlichkeit öffentliche Angebote wahrnehmen kann. Von Terminen, Bankwegen oder Vorstellungsgesprächen ganz zu schweigen. Dass die Sperren unkoordiniert und willkürlich organisiert sind, führt außerdem zu folgendem Eindruck: Hier wird man nicht von kompetenten Beamten geschützt, sondern dem Ergebnis einer chaotischen Hierarchie ausgeliefert." (red)