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Wetten, dass ... Russell Crowe (im Bild in seiner "Oscar"-gekrönten Rolle als "Gladiator") mit Ridley Scotts "Robin Hood"-Verfilmung an den Kinokassen neuerlich reüssieren wird? Film-Fans und Spekulanten können diese Wette schon bald eingehen.

Foto: APA/EPA/Universal Pictures

Mit Filmen reich werden - was bisher im Wesentlichen nur Produzenten, Regisseuren und Schauspielern vorbehalten war, soll demnächst auch für den kleinen Mann vom Hollywood Boulevard möglich sein. Mit Cantor Exchange startet Mitte April in Chicago ein Online-Marktplatz, an dem auf die Einspielergebnisse von Filmen gewettet werden kann.

Virtuell wird real

Die neue "Börse" basiert auf dem schon länger existierenden Online-Handelsplatz Hollywood Stock Exchange (HSX.com), an dem man bisher nur mit virtuellen Spieleinsätzen handeln konnte. Im Mai 2001 wurde HSX vom Finanzkonzern Cantor Fitzgerald gekauft. Im September 2001 ließ man sich die Idee einer realen Film-Börse genehmigen - doch dann kamen die Anschläge auf das New Yorker World Trade Center. In diesem hatte Cantor Fitzgerald den Firmensitz, das Unternehmen verlor 658 Mitarbeiter.

Neun Jahre später bringt man das Projekt nun sozusagen auf die Leinwand. Das endgültige "Go" der US-Aufsichtsbehörden wird für 20. April erwartet, schon kurz nach diesem Zeitpunkt will Cantor mit dem Traden beginnen, heißt es auf der Website. 200.000 User hatte die "virtuelle" Börse bisher, Cantor-Exchange-Boss Richard Jaycobs hofft, viele von ihnen zum Umstieg auf den "realen" Marktplatz bewegen zu können.

Spekulieren auf Einspielergebnisse

Diese Hobby-Zocker können dann genauso wie Profi-Investoren und -Spekulanten auf die Kino-Einspielergebnisse Hollywoods wetten - ganz ähnlich, wie die Händler an einer Waren- oder Terminbörse auf das Auf und Ab von Kursen spekulieren. "Die Menschen lieben Filme. Und wir ermöglichen ihnen, in etwas zu investieren, das sie kennen", sagt Cantor-Sprecherin Melanie Gordon-Felsman.

Schon ein halbes Jahr vor dem Kinostart kann auf das erwartete Einspielergebnis eines Films gewettet werden. Dies geschieht, indem Terminkontrakte, so genannte "Domestic Box Office Receipts" (DBOR), zu einem durch den Handel festgesetzten Preis verkauft werden: ein Dollar für jede Million Dollar, die der Film einzuspielen verspricht.

Kassenschlager ist bares Geld

Genau vier Wochen nach Kinostart wird dann abgerechnet. Wenn der Film an den Kinokassen erfolgreicher war als erwartet, ist der Anleger entsprechend am Gewinn beteiligt.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Auf einer Art "Übungsseite" von Cantor wurde die Neuverfilmung des "Robin Hood"-Stoffes von Ridley Scott, die im Mai in den Kinos anläuft, mit 167 Millionen Dollar gehandelt. Ein "DBOR" des Films kostet an der Cantor Exchange also 167 Dollar. Spielt der Film dann 200 Millionen Dollar ein, verdient der Investor pro Kontrakt 33 Dollar. Spielt der Film nur 100 Millionen Dollar ein, sind 67 Dollar je Kontrakt futsch.

Auf diese Art und Weise lässt sich zweifellos viel Geld gewinnen - aber natürlich auch verlieren. Denn während die Wette auf einen Kassenerfolg des nächsten James-Cameron-Machwerks wenig risikoreich erscheint, warnen Skeptiker bereits davor, dass dem Insiderhandel an einer Film-Börse theoretisch Tür und Tor geöffnet sei.

Insider-Handel befürchtet

"Wer weiß mehr über einen Film - das Studio, das ihn gedreht hat, oder das Publikum?", wurde der Finanzberater P. Clark Hallren jüngst in der "New York Times" zitiert. Kritiker wie er fürchten, dass Hollywood-Insider unfaire Vorteile haben könnten. Nicht zuletzt wird die Film-Branche von Cantor explizit mit dem Argument zum Mit-Wetten aufgefordert, dass man sich per Short-Trading an der "CX" gegen den Totalabsturz eines Films absichern könne. (map, derStandard.at, 16.3.2010)