Rom - Der Papst-Brief an die irische Kirche zum Thema Missbrauch wird am kommenden Samstag, dem Tag des Heiligen Josef, veröffentlicht, kündigte Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am Mittwoch in einem Grußwort an irische Gläubige an. Die Kirche feierte am Mittwoch den Heiligen Patrick, den Schutzpatron Irlands. Ob das Schreiben auch ausdrücklich auf die Fälle in Deutschland und Österreich eingehen wird, ist unklar. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte im Bundestag eine schonungslose Aufklärung des Missbrauchsskandals in katholischen und anderen Einrichtungen. Die katholischen Bischöfe in Bayern beraten seit Mittwoch über das Thema.

Bei der Generalaudienz in Rom sagte der Papst, nach der schweren Krise der katholischen Kirche in Irland habe er als Zeichen seiner "tiefen Sorge einen Hirtenbrief zu dieser schmerzvollen Situation verfasst".  "Als Zeichen meiner tiefen Besorgnis habe ich einen Pastoralbrief geschrieben, der sich mit dieser schmerzvollen Situation befasst. Ich werde ihn am Hochfest des Heiligen Josef, dem Beschützer der Familien und Patron der ganzen Kirche unterschreiben und abschicken. Ich bitte Euch alle, ihn selbst und mit offenem Herzen und im Geist des Glaubens zu lesen. Meine Hoffnung ist, dass er helfen wird im Prozess der Reue, der Heilung und der Erneuerung", so der Papst.

Briefes durch Skandale in Deutschland verzögert

Vatikankreisen zufolge wurde das Erscheinen des Briefes durch die Skandale in Deutschland verzögert. Immer mehr Katholiken hatten in den vergangenen Tagen das öffentliche Schweigen des Papstes zu dem Thema kritisiert. In Irland erschüttern bereits seit Jahren tausende Missbrauchsfälle die Kirche. Eine Krisensitzung zu den Missbrauchsskandalen in Irland hatte am 15. und 16. Februar im Vatikan stattgefunden. Mit Hilfe des Vatikans wollten Irlands Bischöfe Wege suchen, um das durch zahllose Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester und Kirchenmitarbeiter zerstörte Vertrauen zurückzugewinnen. Angeführt von Kardinal-Primas Sean Brady und Erzbischof Diarmuid Martin, die bereits Mitte Dezember zu Sondierungen in den Vatikan gereist waren, hatten 24 der derzeit 25 Diözesanbischöfe an der Krisensitzung teilgenommen

Erster Brief eines Papstes zum Thema Missbrauch

Das Pastoralschreiben zu Kindesmissbrauch durch Priester wird der erste Brief eines Papstes sein, der ausschließlich diesem Thema gilt. Das Schreiben soll sich auch mit grundsätzlichen Fehlentwicklungen in der heutigen Kirche auseinandersetzen, wie aus Vatikan-Kreisen verlautete. So soll etwa das zentrale Kriterium des makellosen persönlichen moralischen Verhaltens bei Priestern neu eingeschärft werden.

Merkel: Fälle müssen aufgearbeitet werden

Die deutsche Regierung will die Missbrauchsfälle nun in einem einzigen Gremium aufarbeiten. Getrennte Runde Tische des Justiz- und des Familienministeriums soll es nach den Worten von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nicht geben. Merkel sagte, sexueller Missbrauch an Kindern sei ein verabscheuungswürdiges Verbrechen. Die Fälle müssten aufgeklärt werden. Die Menschen, die so etwas erfahren hätten, müssten sich in der Gesellschaft aufgehoben fühlen. Auch wenn viele Fälle aus der katholischen Kirche gemeldet worden seien, habe es keinen Sinn, das Problem darauf zu begrenzen. Missbrauch ereigne sich in vielen Bereichen der Gesellschaft.(APA)

(APA)